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FSME: Drei neue Zecken-Risikogebiete in Deutschland

Artikel von Katherine Rydlink • Gestern um 11:47

Noch immer lassen sich viel zu wenige Menschen gegen die von Zecken übertragene Krankheit FSME impfen. Dabei steigt die Infektionszahl. Drei neue Regionen sind nun zu Risikogebieten erklärt worden.

 

 

 

 

 

 

FSME: Drei neue Zecken-Risikogebiete in Deutschland© fhm / Getty Images

Den Stich der Zecke merkt man kaum oder gar nicht, erst nach einer Weile beginnt die Stelle zu jucken. Dann hat sich das Tier meist schon festgesaugt. Zecken sind nicht nur eklig, sondern können auch gefährlich sein: Sie tragen oft Krankheitserreger in sich, die beim Menschen Infektionen hervorrufen können. Vor allem in Süddeutschland ist die Gefahr hoch.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat in einem aktuellen Bericht drei neue Regionen ausgewiesen, in denen sich die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ausgebreitet hat. Neu hinzugekommen sind demnach die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Fürstenfeldbruck sowie der Stadtkreis München. Damit seien nun knapp 180 Kreise bundesweit als FSME-Risikogebiete ausgewiesen.

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Eine Infektion mit FSME kann eine Entzündung von Hirn und Hirnhäuten hervorrufen. Überwiegend verlaufen die Infektionen mit den Viren ohne Symptome. Das Risiko einer schweren Erkrankung ist bei Menschen über 60 Jahren jedoch deutlich erhöht.

Bei FSME treten in der Regel ein bis zwei Wochen nach dem Stich grippeähnliche Beschwerden auf, die ein paar Tage anhalten. Die Erkrankung verläuft im schlimmsten Fall in zwei Phasen. Dann kommt es ein bis zwei Wochen, nachdem die ersten Symptome wieder abgeklungen sind, erneut zu Beschwerden, da sich Hirn, Hirnhäute oder Rückenmark entzünden. Dann kann erneut Fieber auftreten, aber verbunden mit starker Müdigkeit, Kopfschmerzen, Bewusstseins- sowie Koordinationsbeschwerden oder Lähmungen an Armen, Beinen oder im Gesicht, die meist vorübergehend sind.

Impfen schützt

Menschen, die in FSME-Risikogebieten wohnen, arbeiten, dort Urlaub machen oder sich dort aus anderen Gründen aufhalten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine FSME-Impfung. 98 Prozent der 2022 übermittelten FSME-Erkrankten sei aber nicht oder unzureichend dagegen geimpft gewesen, schreibt das RKI. Die Impfquoten seien auch in Risikogebieten auf niedrigem Niveau. Ein hoher Anteil von Fällen gelte somit als vermeidbar.

Verwandtes Video: RKI weitet Zeckenrisikogebiete aus (glomex)

Eine FSME-Impfung gibt es in der Regel beim Hausarzt. Um den vollen Impfschutz zu erreichen, sind drei Impfungen notwendig. Nach drei bis fünf Jahren muss zudem eine Auffrischimpfung durchgeführt werden.

Die Einstufung von Risikogebieten basiert auf Daten zu gemeldeten FSME-Erkrankungen von 2002 bis 2022. Ein Infektionsrisiko besteht laut RKI vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit dem Vorjahr auch im südöstlichen Brandenburg. Hinzu kommen einzelne Risikogebiete in anderen Bundesländern. Dem RKI zufolge kommt es vereinzelt auch zu Infektionen außerhalb ausgewiesener Risikogebiete. In den vergangenen Jahren haben sich die Risikogebiete zunehmend ausgebreitet.

Zahl der FSME-Fälle um 30 Prozent gestiegen, zwei Todesfälle

2022 wurden dem RKI-Bericht zufolge 546 FSME-Erkrankungen übermittelt, 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ein kleiner Teil der Betroffenen infizierte sich wohl im Ausland. Die erfassten Fallzahlen schwankten seit 2001 stark zwischen 195 (2012) und 717 (2020), hieß es. 2022 wurden zwei Todesfälle in dem Zusammenhang verzeichnet.

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Meist werden Zeckenstiche als mögliche Infektionsquelle angegeben. Betroffene bemerkten den Stich aber nicht immer. Übertragungen sind laut Bericht auch durch Rohmilch möglich, dies sei aber selten.

Den zuverlässigsten Schutz biete die FSME-Impfung, schreibt das RKI. Da FSME-Viren bereits bei Beginn des Saugakts in den Menschen kämen, müssten sie umgehend entfernt und die Wunde desinfiziert werden. Späteres Absuchen des Körpers und Herausziehen von Zecken schütze wenig. »Zeckenstiche können zum Teil durch Schutzmaßnahmen wie das Tragen geschlossener Kleidung, das Vermeiden von Unterholz und hohen Gräsern und das Verbleiben auf festen Wegen verhindert werden«, heißt es.

Zecken können auch die Erreger der Lyme-Borreliose übertragen, was oft erst Stunden nach Beginn des Saugakts erfolgt. Sie ist laut RKI wesentlich häufiger und komme deutschlandweit vor. Erstes Symptom ist oft eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle herum, später können Nerven, Gelenke und Herz von den Bakterien befallen werden.

Wer sich nach einem Zeckenstich unwohl fühlt oder eine ungewöhnliche Rötung bemerkt, sollte seinen Hausarzt aufsuchen. Früh bemerkt, lässt sich eine Borreliose gut mit Antibiotika behandeln. Unbehandelt kann es jedoch noch Jahre später zu Folgeerkrankungen kommen.

Was tun, wenn sich eine Zecke festgesaugt hat?

Zecken sind laut RKI ab einer Temperatur von etwa acht Grad aktiv. Aufgrund der milden Temperaturen in diesem Winter können sie also in einigen Regionen bereits vorkommen. Die größte Aktivität – und damit das größte FSME- und Borrelioserisiko – bestehe jedoch im Frühling, Sommer und Herbst.

Wichtig ist, Zecken so schnell wie möglich zu entfernen. Beim Entfernen sollte die Zecke mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange möglichst nah an der Haut angefasst und gerade herausgezogen werden, vorsichtiges Ruckeln oder Drehen ist erlaubt. Im Zweifel können auch die Fingernägel genutzt werden. Wichtig ist, beim Entfernen nicht auf den vollgesogenen Körper zu drücken, um keine Krankheitserreger in die Wunde zu pressen. Aus diesem Grund sollten nur Pinzetten genutzt werden, deren Spitzen nach innen zeigen.

Ebenfalls unkompliziert ist das Entfernen mit speziellen Zeckenkarten, bei denen die Tiere mithilfe eines schmalen Schlitzes aus der Haut geschoben werden. Wichtig ist, nicht zu hebeln, da die Zecken sonst durch den Schlitz rutschen können.

Bleibt der Rüssel in der Haut hängen, droht in der Regel nur eine kleine, harmlose Entzündung. Im Zweifel kann eine Ärztin oder ein Arzt das Überbleibsel entfernen.