Eggeweg X E1

Im Folgenden finden Sie die Beschreibung des Eggeweges X, ein Teilstück des Europäischen Fernwanderweges E1, wie sie auch in der entsprechenden Wegebeschreibung des EGV zu finden ist. Zur Zeit sind die Grafiken und Bilder, die im Heft zu finden sind, noch nicht eingebunden.

 

 

 

Einleitung

I. Teilstrecke: Externsteine - Iburg (23 km)

II. Teilstrecke: Iburg - Borlinghausen (22 km)

III. Teilstrecke: Borlinghausen - Altstadt Blankenrode - Diemeltal (26 km)

 

 

Der Eggeweg ist der erste Wanderweg Deutschlands der vom Deutschen Wanderverband im Jahr 2004 das Gütesiegel "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland" erhalten hat. 

 

 

 

 

 

Herausgeber:

Hauptvorstand des Eggegebirgsvereins e. V.

33014 Bad Driburg

Redaktion:

Josef Jakob, Hauptwegewart

Fotos, Zeichnungen:

Josef Jakob, Josef Leniger

 

Vorwort

Liebe Wanderfreundin, lieber Wanderfreund!

Diese Wanderwegbeschreibung ist dem Lippert-Wanderführer ”Das Eggegebirge und sein Vorland”, 5. Auflage 1996, entnommen, in ganz geringen Teilen auf den neuesten Stand gebracht. Es empfiehlt sich, zur Wanderwegebeschreibung die Wanderkarten des Eggegebirgsvereins Teil Nord und Teil Süd, Grüne Reihe, 1 : 25000 bei der Wanderung mit einzubeziehen.

Ich wünsche Ihnen bei den Wanderungen, die sehr unterschiedliche Boden- und Naturverhältnisse bieten aufschlußreiche Erkenntnisse und erholsame Entspannung.

Josef Jakob

 

Für die Erwanderung dieser Wege kann bei der Geschäftsstelle des Eggegebirgsvereins Urkunde und Wandernadel erworben werden.

Hier geht es zu unserem Bestellschein.

Urkunde und Abzeichen „Eggefreund“

Der Eggeweg, Kammweg des Eggegebirges, Teilstrecke des europäischen Fernwanderwegs Nr. 1 Nordsee Bodensee St. Gotthard - Mittelmeer“ ist ca. 70 km lang und verbindet den Teutoburger Wald im Norden mit dem Sauerland im Süden.

Der Eggeweg ist mit einem weißen liegenden Kreuz (Andreas kreuz) gekennzeichnet. 23 Schutzhütten bieten dem Wanderer Rastmöglichkeit und Zuflucht bei schlechtem Wetter an diesem Weg.

Als Alternative im Südteil der Egge wird auch die Wegstrecke von Hardehausen - Wrexen - Gaulskopf - Heinberg - Warburg anerkannt.

Es ist jedem selbst überlassen, in wieviel Teilstrecken und in welcher Richtung er den Eggeweg begehen will. Gasthäuser mit Übernachtungsmöglichkeiten findet man in den Ortschaften zu beiden Seiten der Egge, z. B. in Sandebeck, Altenbeken, Bad Driburg, Neuenheerse, Herbram-Wald, Kleinenberg, Blankenrode, Meerhof, Westheim oder Marsberg. Jugendherbergen befinden sich in Horn und Bad Driburg.

Wer den gesamten Eggeweg erwandert, erhält vom Hauptvorstand des Eggegebirgsvereins eine Urkunde und die Nadel „Eggefreund“ in Bronze. Wer den Eggeweg dreimal erwandert, erhält die Nadel Silber und bei sechsmaliger Erwanderung wird das Wanderabzeichen Eggefreund in Gold verliehen.

 Der Eggeweg X, Teilstück des Europäischen Fernwanderweg E 1

Wer den Eggeweg dreimal begeht, erhält das Abzeichen „Eggefreund“ in Silber, und wer den Eggeweg sechsmal erwandert, erhält die goldene Nadel. Der Antrag auf Ausstellung der Urkunde und Nadel ist an den EGV-Haupt-wanderwart zu richten. In dem Antrag wollen Sie bitte Vor und Familiennamen und Wohnort angeben. Auch die Altersangabe eines jeden Urkundenbewerbers ist erforderlich.

Der EGV vertraut darauf, daß der Wanderer die Angaben über die Begehung des Eggewegs wahrheitsgemäß macht und verzichtet daher auf das Ausfüllen von „Fragebögen“.

Seit vor- und frühgeschichtlicher Zeit führt über den Kamm des Gebirges der Eggeweg, ehemals eine Heer- und Handelsstraßen seit der geschichtlichen Zeit sah dieser Höhen- und Grenzweg Bauernwagen und Handelskarren, in Kriegszeiten Heerhaufen, in der Zeit des Einfalls der Römer in Germanien auch wohl Teile ihres Heeres; Funde zeugen davon. Menschen der Völkerwanderung und Handelszüge des Mittelalters zogen den Waldhöhenpfad der Egge. Heute ist es still geworden um diesen Naturpfad, der durch ein fast siedlungsleeres Waldgebiet verläuft, was ihn für den Wanderer um so interessanter macht.

Vielleicht wird manchem Wanderer etwas von dem aufgehen, was Adalbert Stifter in seinen Studien über eine Waldwanderung sagt:

„Der Wald ist auch schön, und mich dünkt manchesmal, als sei er noch schöner als die schönen Gärten und Felder, welche die Menschen machen, weil er auch ein Garten ist, aber ein Garten eines reichen und großen Herrn, der ihn durch tausend Diener bestellen läßt; in ihm ist kein Unkraut, weil der Herr jedes Kräutlein liebt und schätzt - er braucht auch ein jedes für seine vielen tausend Gärten.“

Dieser Höhenweg ist älter als seine Schwesterstraßen, die Bremer Straße (Weserstraße) und der Königsweg (via regia), auch Frankfurter Weg genannt. Der Kammweg ist ca. 70 km lang und verläuft wie der Gebirgszug in nordsüdl. Richtung. Er beginnt im Norden an den Externsteinen und endet im Süden im Tal der Diemel bei der alten sächsischen Eresburg, dem heutigen Obermarsberg. Er verband Götterstätten und WalIburgen. Von den 64 gezeichneten Wanderwegen des Eggeraumes ist er ohne Zweifel der schönste. Der Wanderweg ist eine Teilstrecke des großen Wanderweges Nordsee - Bodensee - Mittelmeer (Europa-Fernwanderweg E 1). Von den ca. 70 km sind fast 30 km als Fußpfade neben dem befestigten Weg hergeführt. 23 Schutzhütten gewähren dem Wanderer bei Regen Zuflucht. Man erwandert den Eggeweg in drei oder vier Teilstrecken. In diesem Heft ist die Tour in drei Teilstrecken beschrieben. Für Wanderer, die sich mehr Zeit lassen wollen, sind vier Teilstrecken zu empfehlen, und zwar:

I. Teilstrecke: Externsteine - Iburg (23 km)

Die Wanderung beginnt an den Externsteinen, wo wir uns im Bereich des Teutoburger-Wald-Vereins befinden. Majestätisch ragen die gewaltigen Sandsteinfelsen aus der Landschaft heraus. Das Wasser der Wiembeke hat sie aus dem Sandsteinmassiv des Knickenhagens herausgewaschen. Die 13 Steine sind harte Reste des Egestragebirges. Sie sind ein Naturdenkmal von besonderer Schönheit und Eigenart, das spektakulärste erdgeschichtl. Monument des Teutob. Waldes (geolog. Wanderk. des Naturp., 1988).

Die Erklärung dafür ist laut o. a. Karte: „Der bis zu 38 m hoch aufragende Osningsandstein ist das verfestigte Produkt einer ursprüngl. sandigen Küstenablagerung während der kreidezeitlichen Meeresbedeckung. Ausgelöst durch einen südwestl. gerichteten Schub an der Wende Kreide/Tertiär wurden die horizontal lagernden Schichten aufgefaltet und senkrecht gestellt. Hohe Niederschläge und tropische Temperaturen bewirkten in der Folgezeit eine hochgradige Verwitterung und Auswaschung der Gesteine, wobei die härteren Sandsteine zu Felsrippen skelettierten.“ Ihr Name wird von den einen gedeutet als Egerstein = Stein an der Egge, dafür spricht der Umstand, daß zwei Berghöhen südöstl. und südl. „Große Egge“ (357 m) und „Kleine Egge“ (331 m) genannt werden. Andere deuten den Namen nach der Elster einem Vogel, der mundartlich im Lipperland „Aexter“ genannt wird. Wieder andere leiten den Namen von Hexe ab, was Hexe als Waldfrau deutet und auf eine heilkundige Waldfrau mit seherischen Gaben (= Drude) hinweist, die an den Externsteinen gelebt haben könnte. Wie Riemenzähne wirken die fünf in einer Linie stehenden westl. Felsen, die von Eisenadern durchzogen sind. Wahrscheinlich besaßen diese merkwürdigen Felsbildungen in heidnischer Zeit eine kultische Bedeutung, wofür es aber keine Beweise gibt. Die Externsteine haben seit Jahrhunderten widerstreitende Deutungen erfahren, ohne daß bis heute eindeutige Erkenntnisse vorliegen. Eine allen Anlagen gerecht werdende Deutung geht dahin, daß es sich bei den Externsteinen um eine Nachbildung der Grabesheiligtümer von Jerusalem, um eine Ersatzwallfahrtsstätte handelt. Um 1093 erwarb das Gebiet das Benediktinerkloster Abdinghof, Paderborn, von der Besitzerin Ida, Wwe. des Imiko, zur Anlage einer Eremitage. Die Kapelle wurde 1115 von Bischof Heinr. II. von Werl geweiht. Auf seine Veranlassung wurde die Eremitage in eine Anlage umgewandelt, die eine Nachbildung der hl. Stätten in Jerusalem sein sollte, so daß ein System von drei miteinander verbundenen Grotten entstand: Christusgrab (für das in Paderborn Unterlagen vorhanden waren für eine Darstellung in der 1036 geweihten Busdorfstiftskirche), Golgathakapelle (in der Spitze des 2. Felsens) und eine von den Mönchen im untersten Felsen errichtete weitere Kapelle, die als Nachbildung der Kreuzauffindungsgrotte von Jerusalem zu deuten ist, in der die Kaiserin Helena angeblich das Kreuz Christi gefunden hat, oder als die am Fuß des Golgathafelsens gelegene Adamskapelle.

Der rechte Teil der Kapelle gilt als ehemalige Klausnerzelle. Die Geschichte der Felsen ist älter als der Kauf sie bleibt dunkel und hütet noch immer trotz aller Forschungen ein Geheimnis.

Bewundernswert ist das monumentale Relief der Kreuzabnahme an dem 37,5 m hohen Hauptfelsen. Es ist ein erhabenes Skulpturwerk frühchristlicher Kunst aus der Zeit um 1130 und steht zeitlich am Anfang der deutschen Großplastik. Es stellt die Abnahme Christi vom Kreuz dar. Das in den Stein gehauene Relief ist 5 m hoch und 3,75 m breit. Die beinahe lebensgroßen Figuren sind unter den Witterungseinflüssen erheblich beschädigt; es blieb aber die eindrucksvolle Größe der Darstellung. Von Kunsthistorikern, auch von Goethe, der von Pyrmont aus hier weilte, wird die ganze Anordnung des Bildes und die Gewandung bewundert. Meisterhaft sind der Ideengehalt und die Komposition. Über dem Gekreuzigten erkennen wir Gott Vater, der die Seele seines Sohnes in den Armen trägt; oben auf der Seite sieht man die Sonne in Gestalt eines Jünglings und den Mond in Gestalt einer Jungfrau. Zur Seite stehen Maria, Johannes und Josef von Arimathäa. Unten gewahrt das Auge Adam und Eva von der Schlange umstrickt. Nikodemus, einer der letzten Getreuen, steht auf einem sesselartigen Gebilde, dessen Bein und Lehne symmetrisch sind. In seiner aufgerichteten Stellung gleicht es einem umgebogenen stilisierten Baum, in dem mancher die viel umstrittene Irminsul sieht, das von Karl dem Großen zerstörte Heiligtum der Sachsen, das sich aber nicht dort befunden hat. Wenige Schritte nach links ist der Eingang zu der Kreuzkapelle, durch die man zur Kreuzauffindungsgrotte gelangt. Das halbfertige Standbild unter dem Eingang soll den hl. Petrus darstellen. Steigt man von dem dritten zum zweiten Felsen, so gelangt man in einen Gottesdienstraum, „Sacellum“ genannt, mit den Resten eines Altares (frühere Höhenkapelle).

An dem größten Felsen sehen wir eine Nachbildung des Heiligen Grabes, das aus einem unten am Stauteich vorspringenden Felsen ausgehauen ist.

Darüber befindet sich eine in Stein gehauene Wölbung in der Form eines Kreuzes. An dieser Stätte gedachte man der Grablegung Christi. Die Kerben mögen die Reste von Klammern sein, mit denen ein Kreuz befestigt war.

Mit Beginn der Reformation verloren die Externsteine ihre religiöse Bedeutung, und Graf Hermann Adolf zur Lippe ließ an den Externsteinen ein festungsartiges Jagdschloß errichten.

Eine Radierung von Rudolphi (1670/72) läßt den Festungscharakter der Externsteine erkennen, durch die die Fernstraße Paderborn - Hameln, die damals direkt an den Steinen vorbeiführte, von den lippischen Grafen kontrolliert wurde.

Die obere, früher umbaute Plattform des unteren Steins läßt deutlich Bauspuren des 16. und 17. Jh. erkennen. 1813 wurde die uralte Wegtrasse aus dem Tal der Wimbeke verlegt, und die spätere Reichsstraße 1 führte bis in die 40er Jahre des 20. Jh. durch das Tor zwischen den Felsen 3 und 4 (vgl. Fr. Hohenschwert, Externst. b. Horn, Führer zu archäol. Stätten in Dldn’ Bd. 11, 1985, S. 220 ff.) .

Das ganze Gebiet steht unter Natur- und Denkmalschutz.

Das weiße Wegkreuz, unser Eggekammzeichen, lädt uns nun zur Wanderung ein. Ein prächtiger Eichenhain nimmt uns auf. Der Weg führt an der Nordostseite des Knickenhagens entlang; auf halber Höhe des Hanges liegt der Lönsstein.

(Als Variante zum Eggeweg bietet sich der Hermannsweg (H) an, auf dem wir den engen Felsdurchgang beim Kassenhäuschen durchschreiten und 50 m hinter den Steinen links steil emporsteigen. Teilweise durch Heidegebiet gelangen wir am Lönsstein vorbei ebenfalls hinunter zur B 1.)

Der Eggeweg unterquert bald beim „Waldschlößchen“ mit die Bundesstraße 1 und verläuft zunächst gemeinsam mit der lippischen Wanderstrecke über den Hermannsweg, und geht an der Südwestseite des Knieberges entlang. Nach etwa einstündiger Wanderung steigen wir hinab ins Silberbachtal, wo der Teutoburger Wald und das Eggegebirge ineinander übergehen. Heute verläuft der Eggeweg durch dieses Waldtal bachaufwärts. Dieses Tal ist wohl das schönste des Eggelandes. Seit Jahrhunderten klapperte hier eine Wassermühle. „Die Silbermühle“, eine wundersame Geschichte von Karl Rose, erzählt, wie Silberbach und Silbermühle zu ihren Namen kamen:

„Unendlicher Reichtum kam über einen Müllern dessen Tochter der Nöck im Mühlenteich zur Frau bekommen hatten wofür dann die Mühle alles Korn in Silber verwandelte. Das ganze Land Lippe schwamm im Reichtum. Legte alle Arbeiten beiseite und feierte nur noch. Bald aber fehlten Brot und jede Ware und alles Glück. Erst mit der Rückgabe allen Silbers an den Nöck im Teich und der Wiederaufnahme der Arbeit kehrte der Wohlstand wieder zurück. Nöck und Müller verschwanden. Aus der Mühle wurde das Gasthaus Silbermühle“.

Längst steht die Mahlmühle still, wenn auch das Wasserrad noch läuft; sie ist heute zu einem modernen Restaurant umgebaut und lädt den Wanderer zur Rast ein.

Von der Silbermühle wandern wir zunächst rechts des Silberbaches auf zunächst breitem Weg in das enger werdende Kerbtal und klettern schließlich auf schmalem Pfad über zahllose Baumwurzeln hinweg und erreichen nach etwa 2 km die Tiefe Einschnitte des Baches in die Untere-Kreide-Sandsteinformationen zeigen eine wilde landschaftliche Schönheit und fesseln uns durch die beinahe urwüchsige Vegetation. Der Silberbach hat den ganzen Sandsteinbergzug bis auf den Keupergrund durchnagt. Vom Hang drohen abgestürzte Felsblöcke. Die Felswände des Tales türmen sich steil aufwärts.

An den Bergflanken zu beiden Seiten lassen sich - von der Waldvegetation weitgehend überwuchert - alte Steinbrüche erkennen, in denen seit dem 16n Jh. der Osningsandstein als Baustein gebrochen wurde bzw. zu Futtertrögen, Wühl- und Schleifsteinen verarbeitet wurde. Polternd stürzen sich die Wasser des Silberbaches über geschliffene Steinblöcke im Bachbett. Sie bilden weiße Schaumkronen, die beim Sonnenstrahleinfall wie helles Silber aufleuchten. Vielleicht rührt auch daher der Name des Tales. Viele leiten den Namen vom Schürfen nach Silber ab. Das Namensgeheimnis hütet der Bach. Er ist eitel; der Name Kattenbeke, den er im Oberlauf führte, ist ihm zuwenig, deshalb tauschte er ihn mit dem wohlklingenden Namen „Silberbach“. Bald ist die nördl. Bergkuppe mit ihrer markanten kahlen Bergwölbung, dem gering bewaldeten Lippischen Velmerstot (441 m), erreicht (Schutzhütte). Er ist von der Zwillingskuppe, dem Preußischen Velmerstot (468 m), durch einen flachen Sattel getrennt.

Er ist der „getreue Eckart“ des Eggegebirges. Zerklüftete Neokomfelsen des Lippischen Velmerstot starren bizarr über den Heidekopf empor. In einem Stein eingehauene Weg- und Richtungsweiser zeigen Städte und Entfernung in einer umfassenden Rundsicht an. Bei klarem Wetter erblicken wir im NW den kuppigen sich nach NW in der Ferne verlierenden Teutoburger Wald mit dem Hermannsdenkmal, rechts von diesem Detmold und Heidenoldendorf mit seinem schlanken Kirchturm, fast genau in nördl. Richtung näher vor uns Horn, rechts dahinter Bad Meinberg (der Blick nach Norden ist z. Zt. am Velmerstot durch Wald behindert). Nach Osten bietet sich eine schöne Aussicht auf das Lippische Bergland. Da sehen wir den Schwalenberger Wald mit der auf einem Bergsporn thronenden Schwalenburg und in enger Talschlucht den Luftkurort Schwalenberg. Klar zeigt sich das Wörth, das schönste lippische Wandergebiet. Rechts davon ragt das Köterbergmassiv empor, der „westfälisch-lippische Brocken”. Rechts dahinter winkt der breite Solling mit seiner dunklen ansteigenden Rückenwölbung. Im Südosten erheben sich im blauen Dunst der Kegel des Desenberges und dahinter verschwommen die hessischen Vulkanhügel. Breit vor uns liegt das Steinheimer Becken mit dem Stoppelberg. Wir überschauen das nördl. Senkungsfeld und den harten Rahmen der Brakeler Muschelkalkschwelle. Scheu lugen nahe hinter einer Bergkuppe aus dem grünen Landschaftsbild der neugotische Turm der Kirche von Sandebeck am Mühlenbach hervor und der Uhlenberg mit nördlichstem Vorkommen des Basaltgesteins in Deutschland.

Nach Süden schweift der Blick am Eggekamm entlang; an klaren Tagen reicht die Sicht bis in das Hess. Bergland hinein. Halblinks vor uns im Talgrund grüßen die Häuser des Luftkurorts Leopoldstal herauf. Ein kalter Wind streift über diese nackte, heidelbeerbewachsene Höhe. Wir sehen die Stärke des Westwindes an den zerzausten Wetterfichten und den nach Osten sich neigenden Krüppelkiefern. Die wenigen angepflanzten Fichten ducken sich; sie kennen den nassen und eisigen Wind auf dieser windgewohnten Heidesteppe der Kammhöhe (Niederschlag 1154 mm).

Der Name Velmerstot setzt sich zusammen aus Velmer und Stot. Urk. hieß im 11. Jahrh. der in dem westl. Längstal gelegene Ort Druheim, später Droheim, und gehörte zum Kloster Hardehausen. Die Felder zu „Drohme“ „Feld to Drome“, bzw. „Veld to Drome“ werden urk. mehrfach bezeugt. Der Name ging im Mittelalter auf die Siedlung Feldrom Veldrom als Ortsbezeichnung über. Der vorgelagerte Eggeberg war der Feldrom-stot (Stot = Steilabhang). Velmerstot = der Veldromer Stoß. Aus dieser Zusammenziehung Veldroms - stot entstand die Bezeichnung Velmerstot.

K. Mehring spricht von der Velmerstot und deutet den Wortteil „stot“ anders; er schließt sich jenen an, die meinen, daß „stot“ sich von „Stute“ ableite, was bedeuten würde, daß der Berg in früheren Zeiten den Pferden der lippischen Grafen als Weide gedient hat (vgl. K. Mehring, Der Hermannsweg - Kammweg des Teutob. Waldes, Bielefeld 1989, 4. Aufl. S. 200).

Unser Wanderweg verläuft einige 100 m weiter in südl. Richtung zu dem Sattel des Bergmassivs und führt von hier links einbiegend zu dem hart unter der Klippenfront liegenden Steinbruch „Silberort“, wo der aufmerksame Betrachter rostbraune Eisenanreicherungen im klüftigen Osning Sandstein erkennen wird. Im 19. Jh. und bis zum II. Weltkrieg wurde der Sandstein u. a. für den Bau des Berliner Reichstagsgebäudes und für die Brücken der Reichsautobahn gebrochen.

Inwieweit nach dem Rückbau der ehem. Militäranlagen und der Rekultivierung der Bergkuppe ein Zuweg zum höchsten Punkt der Egge (468 m ü. NN) angelegt wird und wann die ehem. Militärstraße rückgebaut und die Landschaft dort rekultiviert wird, konnte zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Der Eggeweg verläuft

An der linken Böschung dieses Kammwegs befindet sich seit 1964 ein Steinmal, das vorher am Feldromer Berg (448 m) gestanden hat. Es trägt ursprünglich einen nur schwach aus dem Gestein heraus gehauenen Christuskörper, dessen Züge fast ganz verwittert sind. Die vermoste Inschrift, von Pater Beda entziffert, lautet: ,,0, du geduldiger Herr Jesu Christ, der du am Kreuz gestorben bist, erbarme dich unser - John Fromme und Franz Hase, Joh. Meyer und Joh. Berg. A.D. 1826". Die Ursache zu dieser Kreuzaufstellung war der Umbau des Abdinghofes in Paderborn zu einer Kavalleriekaserne. Die vier Männer aus Feldrom erbaten in der argen Notzeit den Auftrag, die Steinkrippen für die Pferde zu liefern. Er wurde ihnen zuteil, und aus Dankbarkeit errichteten sie, der Steinmetzkunst unkundig, dieses Kreuz.

Aus dem Talgrund zur Rechten grüßt zum Kamm herauf Feldrom bzw. Veldrom. Hinter dieser Siedlung ragen in westl. Richtung rechts der Hohlstein (Hohlsteinhöhle, ca. 150 m lange Klufthöhle) und links der Bielstein als Abschluß der Paderborner Hochfläche empor. Im Bielstein befinden sich zwei weitere bekannte Höhlen, das Lukenloch (ein senkrecht in den Fels hinabführender Schacht, eine Erdfallhöhle) und die größere Bielsteinhöhle, die am nördl. Ende einer langen Talkluft, die wie eine gewaltige Naturbastion wirkt, ca. 42 m als Klufthöhle im Fels verläuft.

Auf diesem Teil des Eggekammes fallen besonders auf der Westseite erhebliche Baumschäden auf die erst ab 1981 in stärkerem Maße sichtbar geworden sind und ihre Ursache in der Umweltverschmutzung haben.

Hinter dem Feldromer Berg steht auf der linken Seite des Kammweges der Bedastein. Dr. Beda Kleinschmidt, „der Eggepater“, geb. 1867 in Brakel, 1932 in Paderborn, ein anerkannter Kunsthistoriker und Volkskundler, fand diesen Bildstock am Berg abhang zertrümmert vor. Der EGV hat ihn 1936 neu aufgestellt. Er trägt alle Kennzeichen barocker Kunst. In einer Nische befand sich ehemals eine Hubertusstatue. Ursprünglich stand er an dem Wege, den die Bewohner Kempens über die Egge nach Sandebeck gingen. Er besteht aus drei Teilen: dem Sockel, dem blockartigen Mittelstück mit einer tiefen Nische und dem runden Oberteil mit der Widmung. Die Inschrift in einem Kreis am Mittelstück mag heißen: „Gelobt sei Jesus Christus. Preist und helft ihn loben in Ewigkeit. Anno 1772“.

Der Sockel trägt eine dreizeilige Inschrift, die gänzlich verwittert ist. Die letzten Worte heißen: „... meinen Gott“. Ein Bronzerelief in der Nische zeigt den Pater Beda. Der EGV hat es 1948 anbringen lassen, um den Heimatfreund zu ehren, der jahrzehntelang durch die Egge zog und in Feldrom den Gottesdienst versah.

Das Gut Kempen im westl. Längstal liegt in dem Durchbruchstor der Durbeke. Hier steigen die Wirbelwinde gern empor, eine Folge der Luftstauungen im Durbeketal, daher die häufigen Windbrüche.

Westl. vom Bedastein liegt jenseits des Tales der Mönkeberg („Berg der Mönche“), 424 m. Hier befand sich ab 1937 die Funksendezentrale 276, die dem Funkverkehr Boden-Bord der Fliegerhorste Detmold, Gütersloh, Paderborn, Lippstadt und Lippspringe diente. Während des Krieges wurden im Deutschen Reich Luftlagewarndienstsender betrieben; der für den Westen zuständige Sender „Primadonna“ wurde 1943 auf dem Mönkeberg eingerichtet. Seine Warndienstsendungen waren für Luftschutzstellen bestimmt, wurden aber auch von der Bevölkerung mittels behelfsmäßig hergestellter Planquadratkarten verfolgt. Die Umgebung von Paderborn lag in den Planquadraten Ida-Siegfried und Konrad Siegfried (H. W Wichert, Die Warte, Nr. 45, 1985, S. 31 f.) .

Die am Wegrand stehenden Schnatsteine zeigten die Grenze zwischen den lippischen und preußischen Staatsforsten an. (Rose = lippische, Adler = preußische Grenzmarkierung). Das Kreuz weist auf den einstigen fürstbischöflichen Besitz vor der Säkularisation hin. Einer dieser vierkantigen, oben gewölbten Grenzsteine trägt auf der Ostseite die lippische Rose mit der Bezeichnung ,,1736 Holt-Snat, N 3", auf der Westseite das Wappen des alten Hochstifts Paderborn. Das Wappen mit dem Bild einer Leiter an einigen Schnatsteinen weiter südl. weist auf den Waldeigentümer hin, den Grafen v. Oeynhausen, Reelsen.

In dem Steingeröll an den Gebirgshängen finden wir nicht selten den Siebenschläfer, in den Fichtenwäldern ist der Kreuzschnabel zu Hause. Aus der Flora sind besonders vertreten Erika, Kronsbeere, Siebenstern, Adler- und Rippenfarn. Am Wegrand und auf den Blößen wachsen Heidelbeersträucher und die dünnen Halme der Drahtschmiele,- die dem Rotwild zur Äsung dienen.

Der Kamm des Gebirges bleibt weiterhin noch schmal. Der Eggeweg verläuft über den Kamm etwa 50 m von dem östl. Steilabfall entfernt.

Zu einer kurzen Rast lädt links die Waldschneise ein, durch die die Grevenhagener Hochspannungsleitung führt. Anmutig ist das vor uns liegende Landschaftsbild, der Einblick in die waldumkränzte Talniederung. Zur Rechten winken Langeland und Erpentrup im schönen Emmertal. Im Talgrund liegt am Fischbach das idyllische Walddorf Gre-venhagen. Hinter dem Hinerk (Hünengräber) liegt versteckt Merlsheim hervor mit seinem Renaissanceschloß; im Hintergrund sieht man die freundliche Heckenlandschaft von Nieheim und das Becken von Steinheim. Unser Wanderweg von hier bis zum Rehberg war ehemals von knorrigen Eichenstümpfen als Hudeiechen umsäumt, weshalb dieser Teil bis zur Jahrhundertwende „Eykweg“ genannt wurde. Zu kurzem Verweilen fordert uns das Schwarze Kreuz (Schutzhütte) auf. Es steht unter einer Baumgruppe mit rundem Steintisch und Bänken. An dieser Stelle schneidet der Weg Grevenhagen - Altenbeken den Eggeweg. Er wurde der „Hildesheimer Weg“ genannt. Vor dem Bau der Eisenbahn ging alljährlich am Mittwoch vor Mariä Heimsuchung eine Pilgergruppe aus Hildesheim auf der Wallfahrt nach Werl diesen Pfad,.und acht Tage später erfolgte auf demselben Wege die Rückkehr. Nach der Sage wurde hier ein Köhler von einer Marodeurgruppe im Dreißigjährigen Kriege ausgeplündert, auf Holzscheite in Kreuzform aufgespießt und in einen rauchenden Meiler gestellt, wo der Arme anderntags als „Schwarzes Kreuz“ verkohlt gefunden wurde. Seit dieser Untat heißt das Waldrevier das „Schwarze Kreuz“. Anstelle eines verfallenen Kreuzes setzte der EGV 1922 nach Plänen des verstorbenen Paderborner Kaufmanns Gustav Ullner das jetzige gußeiserne Kreuz, das daher Ullner-Kreuz genannt wird.

Nach einer anderen Lesart aus dem vorigen Jahrhundert berichtet ein lippischer Oberförster. Ein fürstbischöflicher Gesandter brachte einen Eilbrief nach Hildesheim. In der Nacht verirrte er sich auf der Kammhöhe. In seiner Not legte er das Gelübde ab, an dieser Stelle ein Kreuz zu errichten, falls er einen Ausweg aus dieser Waldwildnis fände. Nach glücklicher Heimkehr hat dieser Eilbote dann das gelobte Holzkreuz gesetzt, das späterhin morsch wurde und ein schwarzes Aussehen erhielt. Es gab dem Ort und dem umschließenden Waldrevier den Namen „Schwarzes Kreuz“.

Folgen wir links dem Grevenhagener Wege, so stoßen wir auf den „Schwarzen Pfuhl“, das „dunkle Auge des Eggegebirges“, und den in der Nähe gelegenen Stollensiek. Der Weg rechts führt durch abwechslungsreichen Baumbestand nach Altenbeken.

Der Eggeweg, auf dem wir aber bleiben, bringt uns bald an den Gipfel des Rehberges. Die Kuppe, 427 m, gewährt nach Osten eine weite Sicht über den Kreis Höxter, über den bergbewaldeten Nethegau, zum Köterberg, Solling, Ith und Hils, die nur bei gutem Wetter sichtbar sind. Im Westen schaut das Auge weit über das türmereiche Paderborn hinaus in die Münstersche Bucht. Im Süden erkennt man bei klarem Wetter verschwommen die Höhe des Habichtswaldes bei Kassel und im Norden die Parallelzüge des Teutoburger Waldes.

Zur Zeit ist die Kuppe des Rehbergs völlig zugewachsen und gestattet keine Fernsicht. Wir haben bald den Sattel des Rehberges erreicht, unter dem in einem Tunnel die Eisenbahn nach und von Altenbeken rollt und wo unser Kammweg die Rehbergstraße kreuzt. Der Tunnel wurde 1861-64 angelegt als Verbindung der Westf.-Hessischen Eisenbahn und der Braunschweiger Bahn; die Gesamtkosten beliefen sich auf 788872 Taler. Er durchsticht die Sohle des Berges in ostwestl. Richtung und ist 1640 m lang. Der Gebirgssattel liegt 100 m über der Sohle des Tunnels.Im Jahr 1985 mußte die Bundesbahn fast 5 Millionen Mark für die Sicherung der Tunnelröhre ausgeben, da die in den früheren Jahrhunderten am Rehberg in den Eggekamm getriebenen Bergwerksstollen Regenwasser sammeln und in die Tunnelröhre ableiten, wodurch zwischen dem 120 Jahre alten Mauerwerk der Röhre und dem Fels Hohlräume von bis zu 1,5 m entstanden waren.

(40 Jahre nach Inbetriebnahme des Tunnels war am 23. 7. 1905 ein Einsturz des Gewölbes erfolgt. Etwa 460 m vom Ostportal wurde das Gewölbe auf einer Länge von 20 m eingedrückt und füllte mit den nachrutschenden Gesteinsmassen das Tunnelprofil. Der Fahrbetrieb konnte erst nach 12monatiger Unterbrechung im Juli 1906 wieder aufgenommen werden.)

Kurz vor der Überquerung der Paßstraße Langeland-Altenbeken liegt eine Schutzhütte. An der Böschung der Straßenkreuzung steht das Antoniuskreuz. Ein aus Altenbeken stammender Tischler J. Thöne hat es 1860 erstmalig errichtet aus Dankbarkeit, weil er hier seine verirrte Ehefrau erschöpft des Nachts anläßlich einer Antoniuswallfahrt nach Himmighausen wiederfand. Das alte Kreuz wurde 1896 und zuletzt 1952 von der obigen Familie erneuert mit der überlieferten Inschrift.

Am Ostabhang des Rehberges, dem Habichtsberg, entspringt die Emmer, am Südabhang des nach Osten abfallenden Bergmassivs hat die Aa ihre Quelle. Auf der Kuppe war von 1833-49 eine Station des optischen Telegrafen zwischen Berlin und Koblenz. Die nächste westl. Station war auf dem Brocksberg bei Buke, die östl. auf der Finnstätte bei Pömbsen. Die Telegraphenlinie zwischen Berlin und Koblenz war ca. 700 km lang und umfaßte 61 Stationen; die Rehbergstation trug die Nummer 33. Ein Telegramm benötigte für die gesamte Strecke 17-20 Minuten.

Die den Bergsattel überquerende Landstraße L 755 führt östl.des Rehberges über einen leichten Höhenrücken, der die Wasserscheide zwischen Emmer und Nethe bildet. Abwechslungsreich ist nach der Straßenüberquerung der Eggeweg über den Trötenberg, wie überhaupt unsere Wanderstrecke zu den schönsten im westfälischen Raum gehört. Er ist oft von dem „Mystiker“ Peter Hille begangen worden; er nannte ihn den Cheruskerpfad. Der viel begangene Weg nahm hier früher den Charakter eines Naturpfades an. Am östl. Abhang des Trötenberges zeigen sich viele Pingen (kl. Bodenvertiefungen durch bergmännische Schürfarbeiten). Der Braun-Eisenstein kam hier in 4 m Mächtigkeit vor. Das Eisen wurde für die Altenbekener Eisenhütte abgebaut. Narben auf Narben zeigen sich rechts und links des Weges. Der Wald deckt Dolinen und Schürfstellen zu.

Bald ist eine Wegkreuzung erreicht. Hier steht ein Steintisch mit mehreren Eggesandsteinbänken, beschattet von einer mächtigen Birkengruppe. Der Stein hält das Andenken an den Eggefreund und Erforscher der bergbaulichen Erzgewinnung Altenbekens, Rektor Franz Scholand, fest (14.10.1937) und heißt allgemein der Scholandstein. Das Erinnerungsmal wurde am 14. 7. 1940 vom EGV an der Stelle errichtet, wo der alte Eisensteinweg den Heerweg schneidet. Prächtig ist je nach Bewuchs der Blick über die Hochfläche von Paderborn, das Beketal und den Altenbekener Viadukt.

Leicht bergauf geht es zunächst, dann wieder etwas bergab, bis rechts der Weg über die Hüttenheide abbiegt. Bald ist der Fuß des „Dübelsnackens“ (437 m ü. NN) erreicht, wo sich wahrscheinlich eine heidn. Kultstätte befand, die dann zur Zt. der Christianisierung zum „Teufelsort“ wurde, zum „Dübelsnacken“.

An seinem Osthang liegt 405 m ü. NN der Sachsenborn. Etwa 200 m vor den Knochenwiesen befindet er sich in einem Dolinenfeld nur 80 m entfernt an der rechten Seite des Eggeweges, von drei uralten wuchtigen Buchen umstanden, während zwei weitere vor Jahren gefällt werden mußten, deren vermoste, vermodernde Stämme am Boden liegen.

Der eigentliche Sachsenborn ist heute eine Wassergewinnungsanlage und umbaut, nur einige Meter unterhalb liegt ein kleiner Tümpel mit glasklarem Wasser, das den Vögeln als Tränke dient.

Der Name Sachsenborn tritt erstmalig urk. 1802 auf, er ist sicherlich viel älter. Zahlreiche Funde von Tonscherben und Trinkgefäßen beweisen, daß der Born eine beliebte Raststelle gewesen ist. Die ältesten Scherbenfunde sind mittelalterlich; zum Teil sind es schön gemusterte Gefäße, die mit dem Rollenstempel verziert sind.

Östl. vom Sachsenbom liegen die „Ziegenstallsgründe“ (wohl aus Ziegentalgrund entstanden) mit der Hirschhöhle, deren Eingang aber weitgehend mit Humus und Laub verfüllt ist.

Der Born beliefert das nahe Gut Knochen, das wohl wegen seines steinigen Bodens (Unterer Muschelkalk) so genannt wird, mit Wasser (am Weg Schutzhütte der Altenbekener EGV-Abteilung). Nach einer Urkunde des Stadtarchivs von Driburg bestand das Gut Knochen schon im Jahre 1180. Der alte Hof, früher ein Jagdsitz des Fürstbischofs, wurde 1502 erneuert. In der Nähe aufgefundene Feuersteine deuten auf eine vorgeschichtl. Vergangenheit des Platzes hin. Der Name Knochen ist nach Meinung von Neuheuser (Altenbeken) wahrscheinlich keltischen Ursprungs, da „cnoc“ = Berg und „fe-cnoc“ = Gehege am Berg, Pferch, Hürde für Vieh bedeutete.

In dem benachbarten Waldbezirk gewahrt das kundige Auge alte Köhlerstellen, die an der Schwarzfärbung des Bodens zu erkennen sind. Die Köhlerei wurde hier bis 1912 betrieben. In der Nähe wurde noch im vorigen Jahrhundert ein Stollen angelegt zur Gewinnung von Eisenerz; Spuren sind noch sichtbar.

Bis hierher wurde der Eggekamm vom Kreidesandstein, dem Neokom und Gault, gebildet, vom Knochen aus schiebt sich der Muschelkalk aus der östl. Talsohle fast bis zur Höhe. Der Sandstein beschränkt sich auf den westl. Abhang. Laubwaldungen lösen die Fichtenbestände ab. Die Flora zeigt jetzt ein anderes Bild. Vereinzelt finden wir den Kolbenbärlapp und den Seidelbast, seltener Märzenbecher, Ilex, Blauen Eisenhut und Frauenschuh.

Die vielen bombentrichterartigen Erdfälle zu beiden Seiten des Eggeweges sind Höhleneinstürze, verursacht durch Kalk oder Gipsauslaugung.

Wir gehen am Waldrand oberhalb vom ehem. Gut Knochen vorbei, der eine gute Fernsicht über das Brakeler Muschelkalkbecken gewährt. Bei klarem Wetter erblickt man in der Ferne den pyramidenförmigen Köterberg mit dem Fernsehturm (1970); der Köterberg ist mit 497 m die höchste Erhebung in Ostwestf.-Lippe.

Auf der Höhe des Weges Gut Knochen-Clementinum steht eine Kugel-Buche, die letzte einer ehemaligen Heckenbuchenreihe.

Etwa 500 m nach Verlassen der Knochenhütte macht unser Wanderweg einen Links-, dann einen Rechtsknick.

Der Eggeweg verläuft weiter durch schattigen Buchenwald und schneidet bald den reizvollen Heine-Wanderweg, der von Bad Driburg durch den Katzohl und durch den Driburger-Grund nach Altenbeken führt. Nahe an dem Schnittpunkt, etwa 100 m in Richtung Altenbeken entfernt, steht ein Holzkreuz, das Heinekreuz, am Südrand des „Armensülleholtes“.

Das Waldrevier auf der rechten Seite ist die Bürgerheide. Über ihren Rücken verläuft die alte Driburger Schnatgrenze. Die Schnatsteine tragen die Jahreszahl 1712. Am Hang der heute aufgeforsteten Heide fand man mehrere Steinwerkzeuge der Jüngeren Steinzeit. Hier ist auch die Preiselbeere vertreten.

Nach etwa einer Viertelstunde überquert der jetzt befestigte Weg die B 64, einen Abzweig des alten Hellweges. Der Gasthof „Eggekrug“ gewährt uns verdiente Rast. Von hier (etwa 150 m in Richtung Driburg) führt der Eggeweg vom Soldatenstein am Waldrand entlang, passiert die zur Linken gelegene „Driburger Pforte“ (Schutzhütte) und überquert die Fahrstraße zur Iburg. 50 m rechts vom Weg liegt am Waldrand das EGV-Wanderheim „Driburger Hütte“ der Abt. Bad Driburg, das an Samstagen und Sonntagen ab 15 Uhr den Mitgliedern des Verbandes Dt. Gebirgs- und Wandervereine Zutritt gewährt.

Der Eggeweg führt nun parallel zur Fahrstraße zur Iburg durch Fichtenwald zum Parkplatz an der „Schönen Aussicht“.

Wir besuchen nun am Ende der 1. Teilstreckenwanderung die auf einem Bergvorsprung gelegene Iburg (Abstecher!) und stehen bald vor den Außenwallen der alten Volksburg. Die steile SO-Seite weist keine Befestigung auf. Der W-Wall zieht von SO quer über den Bergrücken, biegt in die N-Richtung ein und läuft zur NO-Ecke der Burg. Er ist aus steiniger Erde aufgeschüttet; in seiner Front steckt eine Trockenmauer; in die Wallkrone ist eine gemörtelte Bruchsteinmauer von 1,15 m Breite eingelassen. Im W und NW liegt, durch einen breiten Graben getrennt, ein zweiter Stein-Erdwall, dem wieder ein Graben vorgelagert ist. Am steileren N-Hang laufen beide aus. Der mauerbekrönte innere Ring ist hier weitgehend von den Schutthalden, die aus dem Halsgraben der mittelalterlichen Burg stammen, überschüttet. Im W-Wall lag ein gemauertes Tor von 3-4 m Breite und 8 m Länge. Den Durchlaß durch Vorwall und Graben bildet eine Erdbrücke. Nach den bisherigen Forschungen dürften die urspr. Befestigung, der Stein-Erdedoppelwall, sächsisch, die aufgesetzte Mörtelmauer nebst Tor karolingisch sein. Die gewaltigen Halsgräben der mittelalterlichen Burg mit starkem Außenwal1 umschließen ein Rechteck von 180 x 50 m, das mit einer in neuerer Zeit restaurierten Ringmauer bewehrt ist. An ihrer W-Seite steht ein runder Wehrturm. Am N-Tor und am S-Rand wurden 1901 mehrperiodige Wohnbauten freigelegt. Der westl. Halsgraben durchschneidet östl. davorliegende Mauer- und Wallreste, die einer älteren, nicht mehr sächs.-karol. Bauperiode angehören.

In der Mitte des Burgterrains liegt der verschüttete und neuerdings in seinem oberen Teile renovierte Burgbrunnen. Auf der rechten Seite sind die Reste der Kellerräume der Burg größtenteils freigelegt. Die Hauptwohngebäude lagen an der Südseite. Der erhaltene Bergfried - 12 m Höhe - hatte ursprünglich im unteren Teil keinen Eingang. Er wurde mit einer Strickleiter erstiegen.Das an seiner Westseite befindliche Rundloch wurde im vorigen Jahrh. gebrochen.

An den Ruinen der romanischen Kapelle im Osten des Burggeländes ist die Apsis noch gut zu erkennen. An der Stelle des Altares erhebt sich ein im vorigen Jahrh. errichtetes Steinkreuz mit der Inschrift: „Das Kreuz besteht, die Welt sich dreht“.

Das Kreuz wurde 1984 nach mutwilliger Zerstörung erneuert. Der Name Iburg leitet sich wahrscheinlich von Eibenburg ab. K. Schoppe (Die Irminsul, Paderborn 1947) vermutet, daß die Eibenburg schon zu Zeiten des Cheruskerfürsten Armin ein Stammesheiligtum der Cherusker war, in dessen Mittelpunkt eine kultisch verehrte Eibe stand. Schoppe (und mit ihm andere Forscher!) nimmt weiter an, daß die Sachsen bei der Eroberung des Cheruskerlandes im 7. Jh. dieses uralte Heiligtum zu ihrem Nationalheiligtum umgestalteten und zu ihrem Schutz besondere Verteidigungsanlagen bauten, so daß der Bergsporn schon in germanischer Zeit militärische Bedeutung gehabt hat, wofür aber bisher ein archäologischer Nachweis noch fehlt (vgl. auch:Th. Simon, Bad Driburg, Das Werden und Wachsen der Stadt, 1966, S. 56).

In das geschichtliche Licht trat die Iburg im J. 753, als nach den Lorscher Annalen der Erzbischof Hildegarius von Köln, der den König Pippin auf dem Zug zur Weser begleitete, hier bei der Iburg am Hellweg erschlagen wurde (Es besteht aber die Möglichkeit, daß die Iburg bei Osnabrück gemeint ist). Kaiser Karl zerstörte 772 ein sächsisches Heiligtum, die Irminsul. Einige Forscher sehen die Iburg als Ort dieses Heiligtums an. Diese Ansicht ist nicht unumstritten. In den Lorscher Annalen heißt es: „Karl eroberste die Burg Aeresburg, kam bis zur Ermensul, zerstörte das Heiligtum selbst und nahm Gold und Silber, welches er dort fand, hinweg. Und es herrschte eine große Dürre, so daß Wassermangel an dem Orte herrschte, wo die Irmensul stand, und da der König dort 2-3 Tage nach der Zerstörung des Heiligtums verweilen wollte und man kein Wasser hatte, da strömte durch die göttliche Gnade, um Mittag, als das Heer ausruhte, in einem Gießbach, von dem niemand wußte, Wasser in reichlicher Fülle hervor, so daß das ganze Heer hinreichend zu trinken hatten Darauf kam er an die Wesern“ Ähnlich ist die Lesart der einhardschen Annalen. Gobelin Person, ein westfälischer Geschichtsschreiber der um 1400 im Kloster Böddeke. lebte, berichtet, daß Karl der Große im 7. Jahre seiner Regierung die Iburg zerstörte und dort in Begleitung des hl. Sturmius ein Kirchlein des hl. Petrus erbaute. Weiterhin berichtet dieser Gelehrte, daß im Jaber 799 der Papst Leo III. während seines Aufenthaltes in Paderborn den Kaiser bat, die Iburg und ihre Umgebung der Paderborner Kirche zu schenken.

Mit der ungelösten Frage nach dem Standort der Irminsul hat sich auch der Historiker Dr. P. Bonk, Bad Driburg, befaßt (vgl. Eggegebirgsbote Nr. 205, 1981). Für Bonk erscheint es fraglich, daß es nur eine Irminsul (Irmin = Kriegsgott der Sachsen) - sozusagen ein Nationalheiligtum der Sachsen - gegeben hat angesichts der Uneinigkeit der germanischen Stämme. Ausgebend davon, daß Geschlechterverbände eigene Heiligtümer besaßen, bestehe keine zwingende Notwendigkeit, nur einen einzigen Standort für die Irminsul anzunehmen, so daß Karl der Große zwar eine Irminsul mit der Iburg zerstört habe, ohne daß ihm damit der entscheidende Schlag gegen die religiöse und politische Identität der Sachsen gelungen sei, was bei der Zerstörung eines Zentralheiligtums der Fall gewesen wäre und zur Beendigung des Krieges geführt hätte. Die zerstörten sächs. Burganlagen wurden nicht wieder aufgebaut.

Nach Gründung des Stiftes Heerse wurde diesem die Obhut über die Peterskirche auf der Iburg übertragen. Im 10./11. Jahrhundert sind auf dem Berg Einsiedlerinnen anzutreffen, darunter die hl. Helmtrudis, eine ehemalige Heerser Kanonisse. Um 1134 gründete Bischof Bernhard 1. von Paderborn (1127-1160) auf der Iburg ein Benediktinerinnenkloster. Bereits 1142 verließen die Nonnen den unwirtlichen Ort und verzogen in das Kloster Gehrden, das weiterhin die Kirche zu versehen und zu unterhalten hatte. im Jaber 1189 begann Bischof Bernhard II. von Paderborn (1188-1204), eine Burg zu errichten zur Sicherung seines Territoriums und zu seinem Schutz gegen Wittekind, den Grafen von Schwalenberg und Waldeck. die Ritterburg wurde Lehen von zwei Rittergeschlechtern, der Herren von Iburg (später Driburg), deren erster Ludolfus von Dassel war (ein Verwandter der Schwalenberger), der sich 1210 Ludolf von Iburg nannte. 1223 ließ Bischof Heinrich von Brakel die Iburg erweitern durch einen zweiten Burgherrensitz, den sein Bruder Hermann erhielt (die Ritter von Brakel hatten den Burgsitz auf der Iburg bis 1383 in ihrem Besitz). 1256 wurden auch die Ritter von Heerse mit einem Burgsitz belehnt, den sie bis 1444 innehatten.

Nach D. Pöppel (Bad Driburg - seit über 700 Jahren Stadt, 1984) stellt sich die geschichtliche Entwicklung der Iburg im 12. und 13. Jahrhundert etwas anders dar. So mußten die Benediktinerinnen 1142 das Iburgkloster verlassen auf Betreiben des Paderborner Hochvogts Volkwien II. von Schwalenberg (der mit den Waldeckern verschwägert war), weil er schon damals den Iburgkopf zur Bergfestung ausbauen ließ, deren Burgherren bis 1210 die Schwalenberger waren.

Die Paderborner Bischöfe weilten oft auf der Bergfeste, bevor 1323 das benachbarte Dringenberg ihre Sommerresidenz wurde. Seit 1231 war die Iburg (vielleicht ist mit Iburg schon das spätere Driburg gemeint) Archidiakonatssitz, dem das Kloster Helmarshausen und der Nethegau mit seinen Kirchen und Kapellen Unterstand. Im 15. Jahrhundert verlor die Iburg an Bedeutung, bis sie 1444 vom Herzog Otto von Braunschweig und Northeim vollständig zerstört wurde; sie wurde nicht wieder aufgebaut.

Fr. W. Weber verlegt in seinem Versepos „Dreizehnlinden“ die heidnische Opferfeier auf die Iburg.

...“Rings der Wälder tiefes Schweigen!

Aus des Tales Nebelhülle

Hob die Iburg ihren Scheitel

In die sternenklare Stille:

Alter Hain aus dessen Wipfel.

Sonst die Irminsäule ragte.

Die zum Schmerz und Schreck der Sachsen

König Karl zu brennen wagte:

Götterstätte, jetzt umwuchert

Von Gestrüpp und wilden Ranken

Und als Wohnort dunkler Mächte

Scheu gemieden von den Franken.

Lieblich war die Nacht. Die kurze,

Vor dem Tag der Sonnenwende;

Auf der Iburg stumpfem Kegel

Flackerten die Opferbrände!

Auf der Iburg stumpfem Kegel

Hatten sich zum Balderfeste

Fromm geschart die Heidenleute,

Gaugenossen, fremde Gäste.

Unter Eichen auf dem Rasen

Stand der Opferstein, der graue,

Neben ihm mit blut’gem Messer

Eine riesenhafte Fraue:

Swanahild, die greise Drude,

Ihres Priesteramts zu walten,

Erzgegürtet; weißes Linnen

Floß um sie in reichen Falten.“...

Einer der letzten Herren der Iburg, Domherr Johann von Driburg (gestorben 1437), hat den Burgberg und die umliegenden Waldungen der Stadt vermacht.

Von der EGV-Abteilung Driburg wurden auf dem Vorplatz der alten Wehrfeste 1904 der Kaiser-Karls-Turm erbaut und 1925 die Sachsenklause (heute ein modern eingerichtetes Restaurant). Beim Bau dieser Anlage wurden Gräber entdeckt, die wahrscheinlich zum Friedhof der ehem. Petrikirche gehörten. Vom Turm, von der Klause und der Brüstung des Vorplatzes aus hat man einen prächtigen Ausblick auf den Driburger Talkessel mit seinen vorspringenden Bergspornen. Ganz im Süden am Hang des Bergkranzes liegt das ehemalige Trappistenkloster.

Vor einer kleinen Seitenschlucht gewahrt man die Siedlung Aschenhütte, daneben das Erdwerk einer Wohnturmburg aus dem 10. oder 11. Jahrh. An den Fuß des Burgberges, früher Haushahn genannt, schmiegen sich das Schwesternkloster, das Missionshaus St. Xaver mit sehenswertem Museum, einige Schulbauten der Stadt, das Iburg-Stadion und die Jugendherberge an. Die im neugotischen Stil erbaute Pfarrkirche St. Peter u. Paul beherrscht den alten Stadtkern, unmittelbar dahinter (N) am Rand der Altstadt ist das neue Kaufhauszentrum. An dem Nordrand des Talkessels liegt die „Stellbergklinik“ der Landesversicherungsanstalt Westfalen und an der Pyrmonter Straße vor dem Reelser Tunnel das Clementinum, ehemalig Institut des II. Bildungsweges (1997 geschlossen).

Hinter der Bahnlinie lugt aus dem Grün das gräfliche Heilbad mit seinen Gebäuden im Biedermeierstil und seinen reizvollen Parkanlage. Links davon erblicken wir die Kurheime „Caspar-Heinrich-Klinik“ und „Bundesknappschaft“ und die „Driburg Therme“. Hinter dem Rosenberg gewahren wir das stille Walddörfchen Alhausen (mit dem Weberhaus, sehenswertes Museum). Zur Rechten der Straße Driburg - Emde liegt hinter dem Steinberg die moderne Freibadanlage. der Wehrturm der Pömbsener Kirche ragt über eine Bergkuppe hinaus, dahinter liegen schöne Wald- und Bergsilhouetten. Wir sehen links (N) das lippische Bergland und das Bergmassiv des Köterberges und das lippische Mörth, nördl. von Schwalenberg. schön ist der Blick in östl. Richtung in die Aatalgasse mit den vorspringenden Bergwaldzungen.

Im Hintergrund sind an klaren Tagen die Sollinghöhen und der Reinhardswald zu erkennen.

Beim Bahndurchbruch leuchtet auf dem Knüll ein weißes Kreuz in die Lande, wo ein frühbronzezeitliches Grab entdeckt wurde, in dem man eine Bronzeradnadel und gereifte Armmanschette fand. Östl. des Kreuzes liegt das Saatzer Moor, ein naturgewachsenes Schwefelmoor.

Ganz rechts erkennt man in der Ferne den spitzen Kegel des Desenberges in der Warburger Börde, dahinter die hessischen Vulkanberge und den Habichtswald.

Als nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. im Frühjahr 1888 der westf. Städtetag im Namen der Bewohner der Provinz Westfalen die Errichtung eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals an einem markanten Punkt beschloß, schlug die Stadt Driburg die Iburg als Standort des Denkmals vor. 1889 lehnte der westf. Provinziallandtag den Antrag ab und entschied sich für die Porta Westfalica (vgl. W. Becker, Warte Nr. 58, 1988).

II. Teilstrecke: Iburg-Borlinghausen (22 km)

Von der Iburg gelangt man zunächst am Burggraben entlang auf befestigtem Weg bis zum unteren Parkplatz und biegt dann 500 m weiter links ab durch hohen Buchenwald über den Grat des Bergvorsprunges zu einem Stufenabfall. Zur linken Seite gewahren wir den Steilabfall der Egge, die „Weiße Mauer“. Am Abhang liegt eine geologisch beachtenswerte, vom Hauptkamm abgerutschte Felsnadel aus Muschelkalk, der „Ziegenknüll“. An der Weißen Mauer ist die „Schöne Aussicht“. Hier befindet sich seit 1967 eine Schutzhütte der EGV-Abt. Bad Driburg. Am 30.11./1.12. 1988 kam es bei einem 24stündigen Eisregen zu einer Naturkatastrophe in Ostwestfalen-Lippe, der 140 000 Festmeter Holz zum Opfer fielen. Unterhalb der „Schönen Aussicht“ entstanden im Driburger Raum die größten Schäden; die 70-90 Jahre alten Buchenbestände wurden zu 50 % zerstört, bei den stehengebliebenen Bäumen kam es zu massiven Zweig- und Astabbrüchen, was z. Zt. noch zu erkennen ist.

Bei der Hütte stößt man auf den Eggeweg, der in südlicher Richtung an dem Steilabfall entlang verläuft.

Bis vor ca. 35 Jahren waren rechts des Weges eine gerodete Flur und ein bäuerliches Anwesen, das infolge schlechter Bodenqualität und großer Wildschäden von der Stadt Driburg aufgekauft und aufgeforstet wurden hinter einer Fichtenkultur lag das heute abgebrochene Forsthaus Waldhausen am Fuß der Hausheide (heute stillgelegte Driburger Sandsteinbrüche). Hinter Waldhausen, früher Viöleken genannt, lag um 1600 in den von Haxthausenschen Waldungen eine Glashütte; Schmelzofen und Mauerreste des Glaswerkes sind erkennbar. Auf dem Weg zum Klusenberg wandern wir durch artenreichen Laubwald, der überall seine Frühlingsflora entfaltet, vor allem am Abhang des Frauentalgrundes. Bärlauch bedeckt weite Flächen an beiden Seiten des Weges und verbreitet seinen starken Lauchgeruch über Wochen. (Der Knoblauchduft ist unverkennbar. Die ätherischen Öle der Pflanzen ähneln dem blutreinigenden Knoblauchsöl, daher werden die Blätter als gesundes Gewürz verwendet.) Sogar Bären (lt. ursus) sollen nach ihrem Winterschlaf die Blätter des Bärlauchs (allium ursinum) aufnehmen (bzw. aufgenommen haben). Dazwischen wachsen Aronstab, Salomonsiegel und das gelbe Scharbockskraut. Auch wenn die Bäume belaubt sind, überrascht die Vielfalt der Sommerflora mit Waldmeister,Teufelskralle, Gelber Taubnessel, Bingelkraut, Gemeiner Akelei, schmal blättriger Miere, Waldplatterbse, Bergflockenblume und dem Großen Wiesenknopf.

Nach überwinden einer kleinen Steigung tritt der Wanderer aus dem Buchenwald heraus und genießt den schönen Ausblick nach Osten über den Nethegau bis zu den Weserbergen. Die gesamte links des Weges mit Jungfichten bewachsene Fläche war bis 1972 mit Buchen bestanden, die im November 1972 einem Orkan zum Opfer fielen.

Rechts des Weges befindet sich ein Gedenkstein an B. Lohmann, den langjährigen, verdienstvollen Wanderwart des EGV. bald nimmt uns der Klusenberg auf. Die Bezeichnung gilt für den Osthang der Egge bis Neuenheerse. Er wurde um 1900 aufgeforstet, war vorher baumlos und ein Hudegebiet (441 m). Der Name Klusenberg kommt von Klausnern, die im 10. und 11. Jahrh. hier lebten und zum Stift Heerse gehörten.

Heiligenruhm erwarb sich Helmtrudis, die um 900 auf der nahen Helle als Tochter eines sächsischen Edelings geboren, in Heerse erzogen wurde und als Klausnerin auf der Iburg lebte; sie starb in Heerse um 965.

Ein Born an der Iburg und eine Straße der Badestadt tragen ihren Namen.

Vor der Schutzhütte beim ehemaligen Gehöft Pennig weist eine Holztafel auf eine tiefe Doline hin, die 50 m links im Laubwald ist. 400 m weiter erregt eine weitere Tafel unsere Aufmerksamkeit und fordert uns zu einem kurzen Abstecher zur Gedenkstätte Klusweide auf, die zur Erinnerung an die fünf Deutschen errichtet wurde, die am 20. 7. 1945 im damaligen Forsthaus Klusweide von plündernden ehem. russischen Kriegsgefangenen ermordet wurden.

Das 1878 errichtete Forsthaus Klusweide hat knapp 100 Jahre gestanden und ist nach der Aufhebung der Revierförsterei Klusweide (1972) und der Zuordnung der dazugehörigen Waldflächen zum Forstamt Paderborn 1975 abgebrochen worden. Der Prozeß der Aufforstung der Klusweide, der schon früher begonnen hatte Ist nach Abbruch des Forsthauses fortgeführt und bis auf eine nur wenige Morgen große Restfläche fast abgeschlossen.

Um 1607 ließen der Rentmeister des Oberamtes Dringenberg, Heistermann, und der Verwalter des Stiftes Heerse, Johann Ludewig hier auf der Höhe nach Eisenerz schürfen, das 4 Fuß stark unter der flachen Neokombedeckung zutage trat. Noch 1802 wurde dem Altenbekener Hüttenbesitzer Ulrich ein Schürfschein über eine Fläche von 1 2 Std. Länge und 1/4 Std. Breite auf der Klusweide zugewiesen. Das gewonnene Eisen wurde am Hilgenbach bei der heutigen „Josefsmühle“ (Grundmühle) in dem v. Schilder errichteten Eisenhammer am „Weißen Born“ bei Bad Driburg verarbeitet (1648-1670).

In der Nähe des Forsthauses stand früher die Katharinenklus; ihre bischöfliche Weihe erfolgte 1480 vom Paderborner Weihbischof Johannes. Schon früher, vor dieser Kapellenkonsekration,

wurde hier urkundlich eine Klus erwähnt, die im nahen Waldbezirk, dem Klusbusch, lag. Das Bild der hl. Katharina (ein Gnadenbild) ist später nach dem Zerfall der Kapelle in die Kirche von Schwaney gekommen und hier ein Altarbild gewesen, bis es 1895 bei einem großen Dorfbrand mit der Kirche zerstört wurde.

Ein Weg an der linken Seite wurde uns in etwa 10 Min. in den Fichten aufwärts oberhalb des Klusberges zu dem Dreigrenzenstein führen, wo die ehemaligen Kreise Paderborn, Warburg und Höxter zusammenstießen (nahe bei dem Gehöft Becker). In den dunkel gefärbten grob behauenen Dreikantstein sind die Namen der drei Kreise eingemeißelt.

Am Gedenkstein Klusweide vorbei führt ein breiter Waldweg nach Schwaney im reizvollen Ellerbachtal; der hinter dem Forsthaus Klusweide gelegene Hanstein weist viele Steinbrüche auf. Aus seinem Gestein wurde 1895 die neue Kirche in Schwaney erbaut.

Folgen wir nach diesem Hinweis auf die Seitenwege wieder dem Kammweg, der in großem Bogen westlich um den Ochsenberg ins Bodental - früher „Bonendal“ - führt.

Eine an der rechten Wegseite stehende Schutzhütte kann als Rastplatz benutzt werden. Der Eggeweg läuft jetzt neben einer Waldstraße bis Herbram-Wald.

Im Bodental lag im 18. Jahrh. (unter dem Bischof Wilhelm Anton v. Asseburg) von 1764-1791 ein „feines Glaswerk“, das von den Faktoren Imbsen und Göbler geleitet wurde; 1773 wurde die Hüttenanlage in einem Tumult von Schwaneyer Bürgern zerstört. Die Bürger Schwaneys sahen sich durch die Hüttenanlage in Ihren Rechten und Privilegien ihrer Hude, Trift und Tränke behindert.

Die Revolution dieserhalb im Bodental hatte für die Schwaneyer böse Folgen.

Nördlich des durch das Bodental führenden alten Hellwegs sind noch heute auf der Rodung „Hüttenwiese“ Spuren von einstiger Glaserzeugung erkennbar. Der durch den Talgrund verlaufende Hellweg wurde auch Landdrostenweg ( I ) genannt. Die an der linken Wegseite früher gelegene Rodung mit einem Einzelbauerngehöft ist aufgeforstet. Das Gestein aus den vielen Steinbrüchen beiderseits des Weges wurde zur Aufschüttung des Bahndamms Neuenheerse-Buke verwandt.

Der Eggeweg schneidet bald die Landstraße L 828 Neuenheerse-Schwaney. Wir überqueren die neue Dammstraße, gehen rechts von der neu ausgebauten Straße auf einem Fußweg in Richtung Herbram-Wald das wir in ca. 20 Minuten erreichen. Die Bahnlinie überquert hier die Egge in einem Gebirgssattel. Die Einweihung der Eisenbahn erfolgte am 21.7.1853. Etwa 5 Min. von der Eisenbahnbrücke entfernt, an der Straße nach Neuenheerse, liegt der Königsplatz. Er erinnert an die feierliche Bahneröffnung durch König Friedrich-Wilhelm IV. von Preußen. In seinem Gefolge war der Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., nebst vielen hohen Würdenträgern.

Für Fracht und Post spielte der Bahnhof fast 100 Jahre eine bedeutende wirtschaftliche Rolle.

Die an der Bahnlinie liegenden Sandsteinbrüche geben einen vorzüglichen Baustein ab für Fensterbänke, Türfassungen u. a. m.

Das dem ehem. Bahnhof (inzwischen abgerissen) gegenüber liegende Gelände, die Wifo, war ein militärisches Treibstofflager. Zum Schluß des Krieges 1945 wurden die getarnten Anlagen von Bombern in Brand geworfen. Der Angriff wurde am Vormittag des 28.3.1945 in vier Wellen von 124 B-26 Bombern der USAF geflogen, bei dem 1793 Sprengbomben (zu 100 500 lb), 24 Splitterbomben zu 260 lb) und 238 Brandbomben (zu 500 lb) abgeworfen wurden (Becker: Eggegebirgsbote Nr.191, 1974).

In diesem Gelände befindet sich unmittelbar am Wanderweg das auf Fremdenverkehr ausgerichtete Walddorf Herbram-Wald. Es verfügt über mehrere Gaststätten und Pensionen, die dem Wanderer Rast und Unterkunft bieten, ohne den Eggekamm zu verlassen.

Der Eggeweg biegt hier links ab und führt durch Lärchenwald am Rande eines Steilabfalls („Teufelsküche“) entlang über den Klippenweg auf den alten Eggeweg. Die ca.1 m hohen Schnatsteine tragen auf der einen Seite das Kreuz, auf der anderen ein H, Zeichen der Grenzlinie zwischen Paderborn und Stift Heerse. Auf der Rückseite ist die Zahl 1772 eingetragen, das Jahr des letzten Schnatganges zur Klarstellung der Grenzen.

Überall bietet sich unserem Auge ein schöner Fernblick in das Nethetal. Am Fuß des Hanges liegt das Gut Wertheim auf der alten Wüstung Röhren, das dem Baron v. Zitzewitz gehört. Im Hintergrund an der Nethetalstraße befand sich Selle, eine mittelalterliche Wüstung. In diesem Bereich wird die neue Eisenbahnlinie Dortmund-Dresden durch einen Tunnel den Eggekamm kreuzen.

Bald bietet sich dem Wanderer ein Ausblick vom Paderborner Berg auf das im weiten Talgrund liegende Willebadessen mit seinem ehemaligen Benediktinerinnenkloster (1149). Willebadessen liegt im östlichen Längstal der Egge, das von der Nethe ausgeräumt wurde, die bei Willebadessen das östlich gelegene Nethebergland (Muschelkalk) durchbricht. Zur Zeit der Ginsterblüte ist dieser Wanderweg besonders reizvoll. Bei Höhe 413 überschreiten wir die Landstraße Willebadessen Lichtenau.

Das Holzkreuz am Hang der Straßenkreuzung, das „Lichtenauer Kreuz“ genannt, erinnert an ein tödliches Fuhrwagenunglück. In unmittelbarer Nähe der Kreuzung (Lichtenauer Weg und Eggeweg) steht hier auf dem Eggekamm die gewaltige Anlage des Fernmelde- und Fernsehturmes. Er ist der Nachfolger eines Stahlgitterturmes, der im Frühjahr 1995 abgebaut wurde.

Im November 1962 wurde von der Stadt Willebadessen eine 6928 qm große Waldfläche durch die Deutsche Bundespost zum Aufbau der „Richtfunkstelle Willebadessen mit Fernsehsender Eggegebirge“ angekauft. April 1965 wurde mit dem Gießen der Turmfundamente für den etwa 150 m hohen Stahlgitterturm begonnen; am 20. August 1965 war Richtfest. Im März 1989 wurde durch die Deutsche Bundespost von der Stadt Willebadessen zur Erweiterung der Funkübertragungsstelle eine weitere Fläche von 2825 qm erworben, auf der ein 133 m hoher Stahlbetonturm errichtet wurde, der eine 23,5 m lange Antenne tragt (26,5 Mio. Baukosten). Somit ist die Gesamthöhe des Turmes 156 m, die Oberkante Geländer beträgt 418 m über NN, die Oberkante Turm 570,50 m über NN. Ein neues Sendergebäude entstand. Die erste Einschaltung des Dienstleistungsnetzes, und zwar eine Richtfunkstrecke zwischen Willebadessen und Rischenau (Köterberg) erfolgte am 1. September 1992. Seit diesem Zeitpunkt wurden die weiteren Anlagen und die zugehörigen Antennen installiert. Die Aufsetzung der rot weiß gestrichenen Fernsehantenne erfolgte im September 1993 (H. W. Wichert, Fernsehsender Eggegebirge ..., Eggegebirgsbote Nr. 231 Okt. 1993.).

Die Aufgabe des Turmes umfaßt neben den zwei Fernseh-Grundnetzsendern für das ZDF und WDR 3 auch die Versorgung mit Radio Hochstift sowie sämtliche Bereiche moderner Telekommunikation. Hierzu gehört neben dem wichtigsten Kommunikationssystem unserer Zeit, dem Telefon, auch die Datenübertragung über die Funkfernsprechnetze B und C, Computernetze, Bildschirmtext, Telefax, Telex, Datex und Video Konferenzschaltung.

Der Eggeweg verläuft in südl. Richtung weiter. Wenige Meter von der Wegkreuzung entfernt steht auf der linken Wegseite die von der Abteilung Willebadessen errichtete Schutzhütte, die „J. Kiene Hütte“.

Ab hier Exkursion vom Eggeweg!

Es ist zu empfehlen, in die Straße nach links einzubiegen, die uns abwärts durch hohe Buchenbestände auf die Einmündung der Straße Willebadessen - Kleinenberg bringt. Mächtige Felsblöcke liegen an den Berghängen; es sind Kammabstürze. Vom Schnittpunkt der Kleinenberger Straße führt uns der Weg durch das Naturschutzgebiet in einigen Minuten aufwärts zu dem Egge-Ehrenmal am Hirschsprung. Die gewaltige Felskulisse trägt die Aufschrift: „Gedenket der Helden 1914 -18,1939 - 45.“ Hier gedenkt der EGV alljährlich im Oktober der 8 000 Gefallenen des Eggelandes und aller Opfer des mörderischen Zweiten Weltkrieges und der NS-Diktatur.

Unterhalb des Kreuzes entspringt unmittelbar neben der die Egge querenden Straße von Willebadessen nach Kleinenberg der Michaels-Born, der als Schicht- u. Hangschüttquelle den anstehenden Osningsandstein und das Blockhaldenmeer entwässert.

Von der Plattform unterhalb des Kreuzes. gehen wir parallel zur Landstraße und wenden uns nach einigen 100 m nach rechts und folgen dem Dreieckszeichen aufwärts durch Fichtenwald und erreichen nach ca. einer Viertelstunde wieder den Eggeweg (!) der bald auf einen Rastplatz an der Straße nach Kleinenberg stößt.

 

Folgten wir von diesem Rast u. Parkplatz (A1) in westlicher Richtung auf der rechten Seite einer Waldschneise, so erreichten wir in 10 Min. die „Alte Eisenbahn“. Vor der Erbauung der jetzigen Bahntrasse Warburg - Altenbeken hatte man 1847/48 von beiden Seiten der Egge an dieser Stelle einen Kammdurchbruch versucht, um eine Bahnlinie Kassel-Paderborn in einem Tunnel durch die Egge an der Karlsschanze zu führen.

Unvorhersehbare Wassereinbrüche (Quellwasser der Egge) sowie Schwierigkeiten beim Streckenbau in dem felsigen Gelände verunsicherten die Aktionäre der Eisenbahngesellschaft. Kurz vor der Vollendung des Bauwerks wurde die Betreibergesellschaft der „Köln-Minden-Thüringer Verbindungseisenbahn-Gesellschaft“ zahlungsunfähig (Einstellung der Arbeiten 1848).

Die Nachfolgegesellschaft baute die Westfälische Eisenbahn, wie sie jetzt hieß, auf einer neuen Trasse, die von Altenbeken kommend die Egge bei Neuenheerse ohne Tunnel überwand.

Die Änderung der Trasse erklärt sich aus einer gestiegenen Anforderung an die Linienführung mit größerem Krümmungsradius sowie dem Wunsch nach Verbreiterung einer zweigleisigen Strecke.

Vgl. Die Anfänge der Eisenbahn im Hochstift Pb. (Beitr v. W. Czapski, F. G. Hohmann, H. W Wichert), Heimatk. Schriften d Volksb Pb. Nr. 18, 1987).

Bei dem versuchten Kammdurchbruch des Gebirgszuges entstanden zwei tiefe Schluchten. Der Ostteil dieses Durchbruchgebietes liegt in dem weit verzweigten Quellgebiet des Hellebaches und der Westteil in dem Einzugsgebiet der Sauer.

Wäre das Projekt realisiert worden, hätte die Bahn über Borlinghausen, Hellebachschlucht, Gut Bülheim, Lichtenau, Grundsteinheim, Atteln, Etteln, Borchen geführt.

Ein Besuch des Einschnittes lohnt sich (Kindern ist besondere Vorsicht zu raten). Würde man diesen Weg durch die Felsgasse weiter verfolgen, so erreichte man in 10 Min. westwärts Schönthal (Waldsee) und nach etwa weiteren 20 Min. die Bülheimer Heide, die heute leider größtenteils aufgeforstet ist. Durch diesen Talgrund führte ehemals die Holländische Straße, eine im Mittelalter zwischen Holland und Süddeutschland bedeutende Fracht, Post und Heeresstraße.

Zurückgekehrt zu der Straßenkreuzung erkennt man an der linken Straßenseite ebenfalls einen Teil des ehemaligen Bahneinschnittes. Wir folgen 200 m der Landstraße nach Kleinenberg, biegen dann links ab und gehen auf sandigem Waldweg weiter. Dieser reizvolle Weg kreuzt nach etwa 20 Min. einen kleinen Graben, in dem das Wasser zeitweilig versiegt. Es kommt aus einer Quelle, die die höchste des Gebirges ist.

Bald erreichen wir den „Kleinen Herrgott“ im gleichnamigen Forstrevier. Es ist ein niedriges Mal mit einem Deckstein. Karl der Große soll an dieser Stelle, wo eine Opferstätte vermutet wird, ein Kreuz errichtet haben, das die Sachsen verächtlich in Hinsicht auf ihren Irmin, der am „Faulen Jäger“ verehrt wurde, „Kleinen Herrgott“ nannten. Wahrscheinlich sind die beiden Steine nur noch Reste eines ehemaligen Denkmals, vielleicht eines Kreuzbildes. An dieser Stelle fielen 1761 in einem Gefecht einige französische Soldaten, die im nahegelegenen Kleinenberg begraben wurden. Der hannoversche General v. Sporcken hatte am 29.6.1761 Warburg geräumt und wollte sich über Ossendorf, Hardehausen, Lichtenau zurückziehen, um sich bei Paderborn mit dem Heerführer Ferdinand von Braunschweig zu vereinigen. Die deutschen Truppen kamen nur bis Kleinenberg, als sie erfuhren, daß ihre Stoßrichtung bereits bei Lichtenau vom Feinde, der Haupttruppe Broglis, gesperrt sei. Der französische Corpsführer hatte in der Nacht noch Verstärkung durch den General Poyanne erhalten, der von Essentho über Dalheim an Holtheim vorbei zu ihm stieß. Es blieb Spörcken nichts anderes übrig, als nach Osten über das Eggegebirge auszuweichen. Bereits morgens 8 Uhr verwickelte sich seine Nachhut in ein Scharmützel am oberen Kleinenberg.

Besonders heftig gekämpft wurde am Eggeweg, am Waldeingang des Weges von Kleinenberg nach Willebadessen zum Hellegraben. Der Feind machte große Beute, die geschlagenen Hannoveraner und Braunschweiger ließen Wagen, Kanonen, den ganzen „Kriegsapparat“ im Stich. Auf deutscher Seite fielen am Kleinen Herrgott 95 Soldaten, die im nahen Walde östl. des Denkmals bestattet wurden. Um 1880 standen hier im Winkel zwischen Eggeweg und dem Kleinenberger Wege einige kleine Kreuze, die die letzte Ruhestätte der Gefallenen anzeigten.

Am Kampftage machte der französische Militärgeistliche Weber dem Pfarrer von Kleinenberg, Leifferen, einen silbernen Altarkelch für 17 Reichstaler zum Geschenk; dieser wird in Kleinenberg als Erinnerung an das blutige Gefecht am Eggeweg sorglich aufbewahrt.

Wenn wir vom Kleinen Herrgott aus den Eggeweg weiterwandern, so stoßen wir nach etwa 10 Min. auf ein großes Holzkreuz. Es steht an der linken Wegseite im Forstrevier „Kleiner Herrgott“ in unmittelbarer Nähe eines alten, mannshohen Waldgrenzsteins, der die Grenzen der Waldungen andeutet: Kleinenberger Gemeindewald - Klosterwaldung von Willebadessen (heute Privatbesitz des Frhr. v. Wrede, Willebadessen, und des Forstreviers v. Spiegel-Borlinghausen, heute Baron v. Weichs, Borlinghausen).

Die Inschrift des Kreuzes besagt, daß hier am 31.5.1880 die beiden v. Wredeschen Förster Gieß und Steinsträter von Wilderern erschossen wurden. Die Gerichtsakten berichten über den Fall:

Die beiden Förster hatten am frühen Morgen im Revier Kleiner Herrgott hinter der Karlsschanze bei einer Frühpirsch eine gemeinsame Streife auf Wilderer unternommen Am gleichen Morgen ging ein Kleinenberger ahnungslos in die Nähe des Waldteils, um Birkenreiser zum Besenbinden zu schneiden. Da horte er plötzlich Stöhnen und matte Hilferufe. Als er dem Ruf nachging, fand er den schwerverletzten Förster Gieß. Der Besenbinder eilte durch das Hellbachtal zu der nahen Waldmulde am Viadukt (Wohnort des Försters), um Hilfe zu holen. Auf einem Handwagen brachte man den Schwerverletzten nach Hause, er verstarb auf dem Transport. Der Sterbende hatte noch mit Blut in sein Notizbuch geschrieben: „H. hat auf mich zweimal geschossen“. Der Wildfrevler war, nachdem er den Förster niedergeschossen hatte, von dem Forstgehilfen Steinsträter bei seiner Flucht in die Dickung verfolgt worden. Der Wilderer hatte den Gehilfen dort auflaufen lassen und dann den Verfolger aus nächster Nähe niedergeschossen. In der Schußwunde fanden die Ärzte Patronenpfropfen und Zeugreste ein Zeichen, daß es sich um einen Nahschuß handelte. (Man fand ihn erst zwei Tage später tot auf. Die Nachsuche von Gendarmerie und Willebadesser Schuljugend war ergebnislos abgebrochen worden.)

Der von Förster Gieß als Täter bezeichnete Joh Ha. war bereits früher von ihm beim Wildern abgefaßt worden und hatte gerade eine einjährige Zuchthausstrafe in Münster verbüßt. Gegen den Erschossenen hatte er nach seiner Entlassung schwere Drohungen ausgestoßen. Mitbeteiligter der Tat war A. Hi. aus Kleinenberg. Die flüchtigen Täter wußten sich geschickt den Nachstellungen der Gendarmerie zu entziehen, sie hielten sich verborgen in den Waldungen um Willebadessen, unterstützt von Freunden und Bekannten.

Die Gendarmerie aus den vier Kreisen des Hochstiftes wurde zusammengezogen und kämmte in ausgedehnten Streifen die Waldungen durch. Als diese Maßnahmen nicht zum Ziele führten, beantragte der zuständige Landrat die Entsendung eines Jägerkommandos in Stärke von 120 Mann aus Bückeburg. Durch eine Polizeiverordnung war das Betreten der Wälder nur noch mit Passierscheinen gestattet. Die Jäger hatten Anweisung, auf jedermann zu schießen, der auf Zuruf nicht sofort mit erhobenen Händen stehen bliebe Die Pächter der angrenzenden Gemeindejagden wurden ersucht jedes Jagen und Schießen vorläufig einzustellen um keinen unnützen Alarm auszulösen.

Die am 3 u 4. Juli angesetzte Prozession und Wallfahrt nach Kleinenberg wurde durch behördliche Verfügung untersagt Es herrschte ein regelrechter Ausnahmezustand um Willebadessen.

Inzwischen hatten die beiden Täter Zeit und Gelegenheit gefunden, nach Amerika zu entwischen Sie sollen dort ein unrühmliches Ende gefunden haben.

An die Zeit des Jägerkommandos erinnert ein Obelisk an der Straße beim ehem. Bahnhof Willebadessen.

Als Variante zum Eggeweg schlagen wir, vom Kleinen Herrgott links abbiegend, den mit kopfstehendem T gezeichneten Weg ein und verfolgen ihn in nördlicher Richtung. Nach etwa 100 m steht an der rechten Wegseite ein 3 m hohes eichenes Kreuz.

Seine Inschrift lautet: „Zur Erinnerung an den am 28. Sept. 1885 von Wilddieben erschossenen Förster Karl Krahe R.I.P“.

Krahe war Förster des Frhr. von Wrede in Willebadessen. wollte seinen Dienstort wechseln und ins Rheinland ziehen. Er ging deshalb am 28.9. nach Kleinenberg, um sich dort von seinem befreundeten Gemeindeförster Spiekermann zu verabschieden: Er äußerte beim Abschied am Spätnachmittag, er wolle versuchen auf der Rückkehr einen Hasen zu erlegen Spiekermann hörte auch tatsächlich etwa ½ Std. später einen Schuß in der Nähe der Karlsschanze und glaubte, daß Krahe Weidmannsheil gehabt habe. In Wirklichkeit stieß Krahe nahe beim Kleinen Herrgott auf einen Wilderer der einen Rehbock im Rucksack trug und Krahe kaltblütig niederschoß. Der Förster war nicht sogleich tot; Er hatte einen Schuß in den Unterleib erhalten und versuchte, durch Signalschüsse Hilfe herbeizurufen, aber es war vergeblich. Am anderen Morgen fand man ihn tot, um ihn verstreut eine Menge abgeschossener Patronenhülsen. Es kamen zwei Wilderer aus Kleinenberg in Betracht, ein Steinhauer Vo. und ein Hi. Beide flüchteten. Vo. kam bis England, wurde dort erkannt, festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert, wo er lebenslänglich für den Mord erhielt. Hi. war bereits kurz nach der Tat ergriffen und in das Gefängnis nach Warburg eingeliefert worden. Es gelang ihm von dort aus, als Pater verkleidet, nach Amerika zu entkommen. Kurz vor dem ersten Weltkriege kehrte er zurück, wurde gerichtlich eingezogen aber bald wieder entlassen. Er schob alle Schuld auf Vo.; zudem war der Mord bereits verjährt. Hi. hütete nach seiner Rückkehr bei seinem Bruder die Kühe und fing das Wildern wieder an. Dabei traf ihn eines Morgens früh der damalige Hegemeister Rüther von Blankenrode. Dieser bemerkte auf der Pirsch auf dem Weg Blankenrode-Hardehausen auf einem Parallelweg eine verdächtige Person, die ein Gewehr trug. Bei der nächsten Waldschneise erschien der Wilderer. Den warnenden Anruf des Försters beachtete er nicht, behielt das Gewehr und flüchtete. Der staatliche Förster schoß auf den fliehenden, als dieser in eine Dickung springen wollte. Der Förster ging zur Anschußstelle, da hörte er die Stimme des Wilderers: “Kommen sie nur hernan; sie haben gut getroffen. Ich habe denselben Schuß wie Krahe!” Jede Hilfeleistung kam zu spät; Hi. verstarb nach kurzer Zeit. In eine Eiche (nahe den Elendslöchern) eingeschnittenes Kreuz erinnert an den Toten.

Wir folgen dem Kleinenberger Weg nordwärts und erreichen in etwa 3 Min. die Walle der Karlsschanze, wo wir auf zwei aus dem Hellebachtal heraufkommende Wanderwege stoßen (Zeichen: waagerechter Strich oder zwei senkrechte Striche). Diesen Wegzeichen nicht nach links bergab folgen!

Geradeaus leicht bergansteigend erreichen wir im Frühsommer durch mannshohe Farnwildnis (bei Regen also meiden!) einen lohnenden Aussichtspunkt, der nach Osten einen weiten Fernblick aufs Weserbergland gestattet.

Bisher haben wir mehrmals die gut erhaltenen Wälle der Karlsschanze durchschritten.

Diese Wallanlage ist nach dem - durch Funde nicht erhärteten Urteil Prof. Stierens „eine der größten und schönsten vorgeschichtlichen Burgen Westfalens“. Schon in ältester Zeit war sie vermutlich eine Fluchtburg durch Gräben, Stein und Erdwälle geschützt. Die Bergkuppe hat Steilabfälle nach O, W und N. Die Volksburg führte ursprünglich den Namen Behmburg, Ferdinand v. Fürstenweg (1661-83) hat sie in Karlsschanze umbenannt. Die Hauptbefestigungswerke liegen an der Südseite. Die Innenwälle sind auf ihrer Sohle 57 m breit.

Der Ringwall der Karlsschanze umschließt eine vom Eggekamm nach NO vorspringende ovale, 350 x 250 m große Kuppe, die im Norden vom Hellebachtal, im Osten von einem blockübersäten Steilabfall begrenzt wird. Die offene Südseite wird von einem kräftigen Vorwall mit breitem Graben zusätzlich geschützt. Die Karlsschanze ähnelt der altgermanischen Babilonie bei Lübbecke. Auf dem 3-4 m hohen ovalen Hauptwall, der auch am Steilabhang entlang führt, stand ehemals eine 4 m hohe Mauer, die aus dem benachbarten Sandstein ohne Kalkmörtel errichtet war. Ihre Fundamente sind noch überall nachweisbar und krönten den 1 km langen Hauptwall. Ca. 40 m südlich und östlich vom Kernwerkwall verläuft fast parallel ein mächtiger Vorwall mit tiefem Außengraben von der Klippenkante zur südwestl. Steilkante.

Südl. und südöstlich des 8 ha umfassenden Kernwerks ist der zweite Bogen eines etwa 750 m langen Vorwalls mit Graben zu erkennen. Mit einer Gesamtlänge der Wälle von fast 3 km zählt die Karlsschanze zu den größten Wallburgen Westfalens. Bei Ausgrabungen entdeckte man einen wichtigen Fund, den Steinsockel eines Gebäudes, wohl das Haus eines Burgvogts (nach B. Ortmann). Die Burgquelle ist verschüttet. Ein gefundenes Tonscherbenstück gehört dem letzten Jahrh. v. Chr. an. Nach W. R. Lange (Landes-oberverw.rat) haben die Anlagen keine frühgesch. Funde erbracht, und er schließt wie auch andere Forscher aufgrund der baulichen Eigenarten auf eine Fluchtburg der sächs. karoling. Zeit bzw. auf eine noch spätere Burganlage des 13. Jh. (Histor. Stätten Dlds, III, 1970, S. 380). Der Gebäuderest, ein längliches Rechteck von 9,3 m x 4,6 m, wurde nach den Ortmannschen Grabungen wieder mit Schutt eingedeckt, um ein Zusammenbrechen durch Frost und Bodendruck zu verhüten. Eine Senkung über der Quelle ist sichtbar. Die Größe der Burg entsprach ihrer wichtigen Lage am Schnittpunkt des alten Eggeweges und des bequemen Passes Kleinenberg-Wiliebadessen (Sintfeld-Wesergebiet).

Vom Aussichtspunkt an der Ostkante der Karlsschanze erreichen wir in wenigen Minuten auf schmalem verwachsenem Felsensteig den „Faulen Jäger“, einen Sandsteinblock von 6 m Höhe und 24 m Umfang. Nach dem Volksglauben ist dieser Fels ein alter Opferstein. Der Sage nach hat ein sächsischer Wachtposten sich hier im Schlaf von einem fränkischen Krieger überrumpeln lassen, daher der Name „fauler“ Jäger. Wenige Meter von diesem Opferstein entfernt führt unterhalb des Felsens ein steiler Abstieg zur Gertrudenkammer hinab, Drudenhöhle genannt.

Die unterhalb eines Klippenhanges unter einer horizontal eingekerbten Felsnase gelegene Höhle oder Aushöhlung ist durch Verwitterung und Auswaschung des Osning Sandsteins entstanden. Vielleicht war sie ein Naturheiligtum oder die Klause einer Eremitin Gertrud. Der Prähistoriker Schuchardt nimmt an, daß hier ein Heiligtum der Sachsen, die Irminsul, gestanden habe. Die Sage erzählt, daß hier die Drude, eine greise Priesterin, die „Weise Wala“, gewohnt habe.

Über die kultische Funktion der Opfersteine informiert Dr. P. Bonk im Eggegebirgsboten Nr. 206 (1981, S. 11 f.): „Die Gemeinschaftsopfer einer großen Sippe, eines Stammes oder ganzer Stammesverbände dürften wohl an zentralen heiligen Stätten stattgefunden haben, wohingegen Einzelpersonen und Familien an Opfersteinen ihre Gabe darbrachten.

An diesen Plätzen ist wohl nicht so sehr der „Götterdreiheit“ Donar, Wotan und Saxnot geopfert worden, sondern in erster Linie den Dämonen. Mit Dämonen bezeichneten die christlichen Missionare germanische Gottheiten, denen sie weniger ihre Existenz als vielmehr ihr göttliches Wesen bestritten und die sie deshalb in die Kategorie von Teufeln einreihten. Besonders die Sachsen haben mehr als jeder andere germanische Stammesverband dem Dämonenkult angehangen. Rudolph von Fulda bezeichnet die Sachsen cultui daemonum dediti (Transl. Alex. 3), als dem Dämonenkult ergeben ... Viele unserer Märchen und alten Sagen spiegeln noch den alten Gespenster und Dämonenglauben wider. Kobolde und Wichte, Riesen und Zwerge, Elfen und Nixen, Nornen und Hexen, Werwölfe und Berserker (Geister, die sich wie wilde Bären benehmen und gegen Feuer und Verwundung immun sind), Doppelgänger und Widergänger, Zauberer und Naturgeister waren Auswüchse des sächsischen Glaubens.

An dieser Stelle sei die Vermutung geäußert, daß der sächsische Hexenglaube eine gewichtige Ursache des spätmittelalterlichen Hexenwahns mit seinen so furchtbaren Prozessen gewesen ist.

Im Jahre 782 verbot Karl der Große unter Androhung der Todesstrafe den Sachsen, männliche oder weibliche Personen zu Hexen zu erklären, sie deswegen dem Feuertod auszuliefern und ihr Fleisch zu verspeisen (cap. de part. Sax. 6).

Den furcht- und schreckenerregenden Dämonen ist an den Opfersteinen geopfert worden. Die dargebrachten Gaben selbst waren vielfältiger Art: Schmuck, Feldfrüchte, Obst und Tieropfer (Pferde, Rinder, Schweine und Schafe) und natürlich auch Menschenopfer. Bei den Tieropfern kamen vor allem das Fleisch und das Blut in Betracht.

Mit dem Blut besprengte der Opferleiter sich und die Festteilnehmer, verband somit alle zur Einheit und führte auch den Göttern und Dämonen neue Wirkungskräfte zu. Das Fleisch der geopferten Tiere diente dann anschließend zum gemeinsamen Opfermahl, dem sich dann in der Regel auch ein gemeinsames Gelage anschloß. Nicht selten waren die Opfer mit der Prophetie verbunden, von der sich die Gemeinde Auskunft über geplante Unternehmungen erhoffte. Der stärkste Ausdruck des Gefühls der Unterlegenheit Göttern und Dämonen gegenüber zeigt sich im Menschenopfer, das entgegen dem sonst üblichen Bittopfer als Sühneopfer angesehen werden muß. Wenn schon jedes Opfer ein Ausdruck der Gottesfurcht ist, so ist das im besonderen Maße das Menschenopfer, das wir aus allen Kulturbereichen kennen und das sich auch bei den Germanen zu allen Zeiten ihrer Geschichte findet.“

Wir folgen jetzt dem Klippenweg, über den auch der Eggeweg ein Stück verläuft und kommen hinter der Schönen Aussicht nach rechts wieder auf den alten Eggeweg.

Wer den Eggeweg nicht verlassen hat, wird in südlicher Richtung dann auch den Klippenweg kennenlernen, da der Eggeweg, 400 m hinter dem Försterkreuz links abbiegend, ein Stück über den Klippenweg führt. Unterhalb des Klippenweges begleiten uns Blockhalden und Quellmoore. Der im Eggesandstein eingesickerte Niederschlag stößt im Hang auf undurchlässigen Keupermergel, staut sich und tritt in vielen kleinen Quellen an die Oberfläche. Hier versickert das Quellwasser in den Blockhalden, die den Hang bedecken, und kommt weiter unten erneut in Quellsümpfen zum Vorschein, von wo es dann in vielen Rinnen in ein Bachsystem fließt.

Die Blockabspaltungen erfolgten während kurzzeitiger Wärmeschwankungen innerhalb der letzten Eiszeit (Würm u. Weichseleiszeit (120 000-20 000), als abfließendes Wasser die Sandsteinbänke unterhöhlte, was zum teilweisen Einsturz führte.

Von einem vorspringenden Fels bietet sich ein lohnender Ausblick auf das südliche Eggesenkungsfeld und die Warburger Börde mit dem Desenberg.

Wir gehen weiter auf dem Eggeweg und treffen nach etwa 5 Min. auf den Helmernschen Weg, einen Verbindungsweg von Kleinenberg nach Helmern über die Laake. Wegen seiner starken Krümmungen im Walde hat der Weg den Namen „Krummer Weg“ erhalten. Wir folgen dem Eggeweg weiter und sehen links den Aussichtsturm „Bierbaums Nagel“ (431 m) liegen, der seit 1990 wieder bestiegen werden kann und eine lohnende Aussicht bietet. Der frühere Besitzer des Rittergutes Borlinghausen, Bierbaum, hat diesen Turm 1849 erbauen lassen, um in den Jahren der Teuerung armen Leuten eine Verdienstmöglichkeit zu geben. Zu gleich sollte dieser Steinturm eine Überraschung für seine Gattin sein, die aus Kassel stammte und stark unter Heimweh litt. Von ihm aus sollte sie Gelegenheit haben, das Wahrzeichen ihrer Heimatstadt, den Herkules auf der Wilhelmshöhe, schauen zu können. Den beschwerlichen Aufstiegspfad erreichte sie auf einem Esel, weshalb dieser Weg „Eselspfad“ genannt wurde.

Wir bleiben auf dem Eggeweg, bis er scharf rechts abbiegt.

Wanderer, die nach Borlinghausen wollen, müssen hier den Eggeweg verlassen und über den Burgweg östlich gehen.

Wer auf dem Eggeweg bleiben will, geht an der rechts gelegenen Schutzhütte vorbei und gelangt nach etwa einem Kilometer zur B 68, wo rechts das ehemalige Gasthaus Grunewald liegt (Bushaltestelle, großer Parkplatz).

III. Teilstrecke: Borlinghausen - Altstadt Blankenrode - Diemeltal (26 km)

Als Ausgangspunkt für die dritte Teilstrecke wählen wir Borlinghausen (s. dort), bzw. das ehemalige Gasthaus Grunewald an der B 68. Der Aufstieg zur Egge erfolgt am besten auf dem Burgweg, dem Wanderweg Borlinghausen-Husen (Z). Kurz vor dem Eggeweg, etwa 100 m entfernt, erreichen wir die Höhe, wo einst die „Alte Burg“ stand, vermutlich als festes Haus von J. v. Spiegel in den Wällen einer alten Volksburg am Burgweg, dem Verbindungsweg zwischen Sintfeld und Börde, erbaut. Diese Höhenburg wurde wahrscheinlich 1338 nach der ersten Spiegelschen Erbteilung errichtet. Sie stand auf einer Sandsteinkuppe mit Steilabfall nach allen Seiten. Ihr Grundriß ist ein Quadrat von ca.80 m. Die Mauer, etwa 1,20 m dick, ist im NO im Tannendickicht erhalten. In der Mitte der Südseite ist der alte Eingang zu erkennen. Im Norden der Anlage ist ein breiter Einschnitt sichtbar. Die Burgmauer ist mit Kalk und Mörtel erbaut, leider aber fast bis auf den Sandsteingrund abgetragen.

Diese Höhenburg war die Stammburg derer v. Spiegel, Borlinghauser Linie. Jorg v. Sp, der Sohn Hermanns v. Sp., erhielt bei einer Erbteilung 1436 die Höhenburg, sein Bruder Gerd die Talburg in Borlinghausen als Waldecksches Lehen. Die Söhne des Gerd v. Sp - Gerd u Hermann - verpfändeten 1454 die Höhenburg an das Kloster Hardehausen Jorg v. Sp war inzwischen Landdrost in Dringenberg geworden Die Burg verblieb weiterhin in der Hand des Klosters H., wahrscheinlich unbewohnt, und verfiel daher in der Folge.

Oberhalb der „Burg“ befinden sich zahlreiche Gräben, Stollen und Pingen an dem Berghang der Rosalia (436 m), der höchsten Erhebung der südl. mittleren Egge.

Etwa 100 m westwärts der „Burg“ erreichen wir den Eggeweg, der hier aus der Nord-Süd-Richtung scharf in die südwestlich Richtung einbiegt. Nach weiteren 100 m überqueren wir den Wanderweg Kleinenberg Regentenhöhe - Bonenburg. Nach etwa 1/4stündiger Wanderung überschreiten wir bei dem Gasthof Grunewald die „Napoleonstraße“ Kassel-Paderborn. An dieser B 68, der ersten großen Kunststraße unseres Raumes, stehen im Abstand von einer Meile (= 7 km) Meilensteine; sie sind Eggesandsteine und bestehen je aus einem Obelisken mit einem Sockel und zwei angebauten Bänken und sind 2,70 m hoch. Ihr einziger Schmuck ist der preußische Adler, sie wurden auf Veranlassung des Oberpräsidenten v. Vincke, der sich sehr für die Durchgangsstraßen einsetzte zwischen 1815 und 1840 aufgestellt. Nur noch wenige solcher Meilensteine sind an der Straße erhalten (von Kleinenberg bis Köln sind es 25 Meilen).

Etwa 800 m in südl. Richtung steht seit 1973 neben der B 68 ein Gedenkstein für den 35jährigen jüdischen Redakteur F. Fechenbach aus Detmold, der dort am 7.8.33 von SS u. SA Leuten, auf der Flucht erschossen wurde. Sein Grab ist auf dem jüdischen Friedhof in Rimbeck.

Führte unser Weg bislang über Neokomgestein, so treffen wir jetzt nach Überqueren der Straße auf Cenomanboden. Der Weg, teilweise sumpfig, führt durch freies Feld, bis wir nach etwa 10 Min. den Fichtenwald erreichen, der wiederum auf Neokomboden steht. Rechts des Weges wächst eine interessante Bruchtlora; besonders das Torfmoos ist stark vertreten. Nach einigen Minuten kreuzen wir die Waldstraße Hardehausen Kleinenberg. Direkt dahinter wenden wir uns nach links und gelangen erneut auf einen Klippenweg. Etwa 100 m links vom Eggekamm, über den der Bördenweg verläuft, beginnen die Hardehauser Klippen über die der Eggeweg entlang führt, oberhalb des Hardehause; Opfersteins. Der Opferstein ist vermutlich eine alte Kultstätte. Er ist ein mächtiger, moosumsponnener Felsblock von 15 m3 innerhalb einer Blockhalde.

Daneben entspringt eine Quelle, die jedoch wieder in den Blocktrümmern versickert, um wenig tiefer erneut in einem Quelltümpel emporzukommen, da eine undurchlässige Tonschicht das Wasser nach oben drückt.

Überall aus dem Blockgeröll, das oft von Hangschutt überdeckt ist, treten kleine Rinnsale empor, die auf dem dichteren Mergel des Oberen Buntsandsteins Vernässungszonen und Quellsümpfe hervorrufen.

Die Klippen sind Sandsteine der Unteren Kreide, die vor rund 130 Millionen Jahren am Rande des westfälischen Kreidemeeres als Sande abgelagert wurden, die sich dann zu Sandsteinen verfestigten, welche nun verwittern (vgl. L. Maasjost: Wdg. im Paderborner Land, 1978, S. 32).

Nach Rückkehr auf den Eggeweg folgen wir dem X-Zeichen weiter auf weichem Nadelgrund, im Sommer durch hohen Adlerfarn. Im übrigen ist die Flora arm, und Drahtschmiele, Weißblühendes Labkraut, Roter Fingerhut und Heidelbeersträucher herrschen vor. Bald fordert eine lohnende Aussicht vom Klippenrand den Wanderer zum Verweilen auf. Wir blicken hinab in den Hardehauser Talkessel mit seiner mittelalterlichen Zisterzienser Klostersiedlung. Im SO entdecken wir Ossendorf am Rande der Warburger Börde mit den hessischen Vulkanbergen im Hintergrund. Am südlichen Horizont erblicken wir das Waldecker Tafelland, im SW ragt der Kirchturm von Obermarsberg hervor.

Nach insgesamt etwa 2,5 km führt der Klippenweg zurück auf den Bördenweg, über den er in westlicher Richtung verläuft bis hinter den links gelegenen Parpart-Ruheplatz (einfache Schutzhütte) und führt nun in südlicher Richtung zur Nadel.

Von der Kuppe aus genießt man eine weite Sicht. An ihrem Rand verlief die alte Grenze zwischen Hardehausen und Kleinenberg. An der Schnat steht ein 1 m hoher Sandstein mit der Jahreszahl 1707. Auf der einen Seite ist das Wappen der Äbte von Hardehausen (Krummstab mit Rautenstab) und auf der anderen Seite das Kreuz des Paderborner Fürstbischofs. Dieser dreieckige „Natelenstein“ hat dem Aussichtspunkt und der Berghöhe den Namen „Nadel“ gegeben. Die Steine sind 1707 beim letzten Schnatgang gesetzt.

Von der Nadel führt der Eggeweg steil hinab, überquert den „Ewigkeitsweg“ und kommt ins Schwarzbachtal bis zur Straße Hardehausen - Blankenrode, verläuft 100 m über die Landstraße in westlicher Richtung bis Roters Eiche, wo er nach links abbiegt. In diesem Winkel steht die Rotereiche, zur Erinnerung an einen verdienstvollen Forstmann. Wir folgen dem nach Süden verlaufenden Wanderweg etwa 1 km und treffen auf den Wanderweg, der vom Hirschstall (= Wildfütterungsstelle) kommt. Dieser liegt ungefähr 500 m entfernt. Dort befand sich früher die Blankenroder Mühle oberhalb der Wüstung der Hardehauser Grangia = Klosterhof Rozedehusen. Der Teich der Mühle bildet heute die Wiese des Hirschstalls.

Unser Weg führt weiterhin in westl. Richtung in langgezogener Steigung und verläuft durch den Papengrund (Weg der Hardehauser Mönche) an im 13. Jahrh. erwähnten ehem. vier alten Teichen Blankenrodes vorbei.

An der rechten Seite unseres Weges, dem zerklüfteten Papengrund gegenüber, liegen die Forstdistrikte 100 = Hüttchenberg und 110 = Kleiner Nonnenbusch mit der ehemaligen Grenze des Klosters Hardehausen des Domkapitels und des Landesherrn. Im Bezirk „Grünes Hüttchen“ wurde 1674 - 79 ein Glaswerk betrieben.

Im Sommer 1960 fanden staatlich beauftragte Munitionssucher am Eselsweg (zwischen beiden Bergen) mittels Geigergerätes in einem irdenen Gefäß einen Geldschatz von 171 Reichstalern aus der Prägezeit 1763 - 67. Es könnte sich bei diesem vergrabenen Schatz um eine nach 1806 versteckte Kriegskasse handeln oder um einen verborgenen Schatz der Hardehauser Mönche bei der Säkularisation. Vielleicht war der Fund der Besitz eines Köhlers, wahrscheinlich der eines Hirten (die Hirten des domkapitularischen Hofes in Blankenrode hatten hier nachweislich bis 1839 das Huderecht).

Der Kleine und Große Nonnenbusch waren die Orte, wo der Hirt bei der Hude nonte - mundartlich naunte, d. h. wo sich das Vieh mittags und abends ausruhte.

Unterhalb der Stadtwüstung ändert unser Weg seine Richtung und führt, scharf links abbiegend, am Rand der Erdwälle und eines Sandsteinbruchs entlang durch die Wälle hindurch steil empor zur „Altstadt“ Blankenrode (vgl. Skizze). Laut geolog. Landesamt NRW in Krefeld befindet sich an dieser Stelle das südöstlichste Vorkommen von Unterkreide-Sandstein (Osning Sandstein) des Münsterländer Kreidebeckens. Von dieser Stadtwüstung, die an dem alten Warburger Weg liegt, der auch „Heßweg“ = Hessenweg genannt wurde, zeigen sich dem Wanderer noch eindrucksvolle Reste einer Turmburg am höchsten Punkt im Osten der ovalen Stadtfläche sowie gut erhaltene Wallanlagen. Die größte Länge der Stadtwüstung beträgt ca. 500 m, während die Breite zwischen 250 m und 350 m schwankt.

Bis in die jüngste Zeit wurde angenommen, daß sich in diesem Gelände bereits in sächsischer Zeit eine Wallburg befand, eine Fluchtburg zur Aufnahme der in Notzeiten fliehenden Menschen aus dem östlichen Sintfeld und dem Gebiet des Unteralmegaus. Nach L. Bing (Die Warte, März 1981, S. 37 f.) stimmt diese Vermutung nicht; die Wälle stammen erst aus dem 13. und 14. Jahrhundert.

In den überall von einem Außengraben begleiteten, stellenweise bis zu 5 m hoch aufragenden Stadtwallen war ein Mauerkern gesetzt, dessen Oberkante an vielen Stellen noch zutage tritt.

Die Stadt Blankenrode wurde wahrscheinlich im Jahre 1248 gemeinsam durch den Bischof von Paderborn und den Abt von Corvey als Grenzfeste (munitio) angelegt gegen die Waldecker Grafen und zur Abwehr der Territorialpolitik des Kölner Erzbischofs.

Die Festungsstadt ist 1267 in einer Fehde zwischen Paderborn / Corvey und Waldeck / Osnabrück zum ersten Mal zerstört worden, wurde aber erneut aufgebaut; sicher bezeugt ist die Existenz von Burg und Stadt durch eine Urkunde von 1298. Eine Kirche ist für 1302 bezeugt. Auffallend ist der breite von Nord nach Süd verlaufende Doppelwall, der die Anlage in zwei fast gleich große Hälften teilt, wofür lange Zeit eine Erklärung fehlte. Nach Bing hatte es mit diesem Doppelwall folgende Bewandtnis: „Er trennte den östlich des Walles liegenden Burgbezirk von dem westlich liegenden Stadtbezirk, der sehr wahrscheinlich erst nach 1267 - nach der Fehde zwischen Waldeck und Paderborn - hinzugekommen ist.

Im Burgbezirk - dem castrum oder der borgh - lag auf einem großen Hügel die Rundburg. Hier befanden sich auch die Burgsitze - bergsteden - der Paderborner und Corveyer Ritter. Ihnen - den Burgleuten oblag der militärische Schutz der gesamten Anlage. Sie waren frei von städtischen Abgaben und unterstanden auch nicht der städtischen Gerichtsbarkeit.“

Um 1307 wies der Ort nach einer Hardehauser Urkunde eine städtische Selbstverwaltung auf. Er hatte Rathaus, Richter, Bürgermeister, Kirche und auf der Ostseite einen Friedhof. Die Siedlung hatte sich zu einem blühenden Gemeinwesen entwickelt. Chronisten sprechen von 4 000 Einwohnern, was aber zu hoch gegriffen sein dürfte. Nach neueren Forschungen (H. Stoob) ist die bebaute Flache aber groß genug gewesen, daß der Ort damals über 1000 Einwohner gezählt hat, nach Bing lag diese Zahl geringer.

Tonangebend unter den Burgern waren die „rittermäßig lebenden Burgmannenfamilien, vor allem die Brobeke, Calenberg und Westheim, daneben die Marschalk und die Spiegel“ (Stoob: Blan kenrode, in: Führer zu vor- und frühgeschichtl. Denkm., 1971, S. 261 f.).

Im 14. Jahrhundert verlor der Ort für den Fürstbischof in Paderborn an Interesse und wurde mehrfach verpfändet. Die Calenberger und die Brobeke teilten sich in den Pfandbesitz von Burg und Stadt. Dennoch stellten sich im Jahre 1385 die Brobeke obwohl Vasallen des Bischofs - an die Spitze eines bischofsfeindlichen Ritterbundes. Bischof Simon II., Graf von Sternberg, wurde bei der Belagerung der Stammburg derer von Brobeke im Orpetal 1389 getötet. Kurze Zeit später, um 1390 brach der Waldecker Graf Heinrich Vl. in Abwesenheit der Ritter in die Stadt ein und zerstörte sie völlig.

Der Untergang der Stadt Blankenrode war aber nicht nur ein Werk der Fehden, vor allem der Stiftsfehde, sondern in erster Linie eine Folge der Bodenentwertung. So setzte um die Mitte des 14. Jahrh. in dem Stadtgebilde Blankenrode bereits wie auch in vielen anderen Sintfeldorten eine starke Abwanderung ein. Blankenrode ist schon in seiner Entwicklungsphase, dem Ackerbürgerstadium, dem starken Sog des Wüstungsprozesses erlegen. In der Bengler Fehde war wohl nur noch die Burg mit den Burgmannen besetzt.

Ursachen für die Landflucht durften in erster Linie die schlechte Bodenqualität und die hohe Lage (380 - 407 m) der Stadt gewesen sein.

Die v. Brobeke haben ihr letztes Eigentum bei der Stadtwüstung Blankenrode 1449 an die Stadt Warburg verkauft, die Ansprüche der Calenberger gingen 1451 an Hardehausen über. Die Stätte blieb leer. Mächtige Buchen wachsen auf dem ehem. Siedlungsraum. Der Besucher der wüsten Stätte sieht nur Reste der aus starken Sandsteinen erbauten Burg. Schieferstücke zeigen die ehemalige Bedachung an. Die Burg hatte einen Durchmesser von 25 m.

Durch Grabungen im vorigen Jahrh. ist der Burgplan unübersichtlich geworden. Die aufgedeckte tiefe Felsenplatte kann ein Verlies gewesen sein.

Im Ostteil der Anlage befand sich außer der Kirche auch der Stadtbrunnen („Jungfernbrunnen“), der noch erhalten ist.

Zu dem Jungfernbrunnen kamen einst die wilden Grafen auf einer Jagd. Sie fanden an dem Quell eine schöne Jungfrau, die ihren zarten Leib in der kühlen zauberhaften Quelle verschönte, eine zweite Maid mit goldblondem Haar träumte im weichen Moose, die dritte pflückte Moosblumen. Als die Jungfrauen das Jagdsignal hörten und merkten, daß der Graf v. Padberg sie belauscht hatte, sprangen sie in den Brunnen. Der Graf nahm ihnen die weißen Schleier weg, so daß sie nimmer den Brunnen verlassen können. Daher der Name Jungfernbrunnen.

Der Eggeweg durchquert den Wüstungsbezirk von Osten (Burgbezirk) nach Westen (Stadtbezirk) erkennbar an dem Mittelwall.

Vom westlichen Ausgang der Wüstung ist der Eggeweg als Naturlehrpfad mit Schautafeln angelegt und führt in wenigen Minuten (gemeinsam mit X3) westwärts zum Parkplatz am Nonnenbusch (Schutzhütte) und weiter zu der Altenauguelle und dem Walddorf Blankenrode, wo in Ortsmitte am Quellteich der Altenau seit 1993 eine größere Schutzhütte steht, die mehr ist als ein Platz zum Ausruhen, denn sie ist ein beachtenswertes Bauwerk als “Spiegel der Landschaft“ und sollte unbedingt aufgesucht werden, zumal sie drei großflächige Bildtafeln enthält, deren erste die schöne Waldlandschaft der Südegge darstellt und auf interessante Wanderziele hinweist.

Eine zweite Tafel zeigt den Weg der Menschen in der hiesigen Landschaft durch die Geschichte auf, während eine dritte Tafel „Mensch in der Natur“ auf die Vielfalt der Natur in der Südegge hinweist.

Von dort aus verläuft der Eggeweg einige hundert Meter auf der Meerhofer Straße und biegt dann links ein in Richtung Bleikuhlen.

Die Bleikuhlen gehörten ehemals nicht zur Mark der „Altstadt“ Blankenrode, sondern zu dem „Mederikschen Hof“, der zu Snevede zählte. In der späteren Zeit besaßen Warburg und Dalheim den Grundbesitz der Bleikuhlen. Die Erzgewinnung scheint zur Zeit der Stadtblüte nicht betrieben zu sein. Erst seit 1480 ist der Bergbau quellenmäßig belegt. Das Bergregal hatte 1495 der Graf v. Waldeck.

Diese Bleikuhlen liegen an einer 12 km messenden Erdverwerfungslinie, dem Westheimer Abbruch, an dem mittlerer Buntsandstein gegen Oberkreide (Cenoman-Pläner) verworfen liegt. Hier treten auf dem höchsten Punkt der Verwerfungslinie (400 m) die Erze zutage. Es handelt sich um einen alten Erztagebau der Bleikuhlen. Der offene Graben ist etwa 300 m lang, 50 m breit und 4 - 12 m tief. Die vorkommenden Gesteinsmassen der Trias, Jura und Kreideformation enthalten Blei-, Galmei = Zink-, Brauneisen- und Schwefeleisenerze nebst Eisenoxydhydraten, Schwefelkies und geringen Spuren von Kupfer. Die Erzgänge streichen 2 km weit nach Norden, verschieden an Mächtigkeit und Streichrichtung. An der Westseite der Lettenbank lagern die stärkeren Bleierze, an der Ostseite überwiegen die Zinkerze. Nach der Tiefe nehmen diese Erzschichten an Güte und Stärke zu. Der durchschnittliche Erzgehalt beträgt 27 % Das beste Galmeierz ist das grauweißliche Rotelerz (Roteln = Waben, wegen der zellenartigen Oberfläche).

Die Bleierzgewinnung geschah zunächst im Tagebau und ist, wie seine Verhüttung, sicherlich uralt (ein im nahen Wäschebachtal gefundener Bleischmelzfluß mit eingebackenen Holzkohleresten weist darauf hin). Sie erstreckte sich ursprünglich vorwiegend auf Blei, daher Blykaulen. Viel später wurde nach Galmei gegraben, und nur nach dem gehaltreichsten. 1544 kam es wegen des Erzabbaus zwischen Paderborn und Waldeck zu Streitigkeiten. Der Graf von Waldeck hielt sich für den Lehnsherrn und ließ mit einem Waldeckschen Aufgebot die Bergleute von den Gruben verjagen.

Die Grubenbesitzer wechselten oft; zwischendurch lagen die Gruben still. Der Schacht war an der tiefsten Stelle 40 m tief. Die erste Sohle befand sich 15 m unter Tage, die zweite lag wieder 5 m tiefer und lieferte bestes Erz. Um diese Sohle vor Wassereinbruch zu schützen, war unter ihr nordsüdlich verlaufend ein fast 1 km langer, jetzt eingefallener Wasserstollen angelegt der das Wasser teils nach dem Altenautal, teils nach der „Schwarzen Bicke“ zu ableitete. Das Erz wurde auf Minenhunden mittels eines durch Pferdekraft bewegten Göpels gefördert. Den Kummer (taubes und minderwertiges Gestein) warf man in die alten leeren Stollen oder schüttete ihn auf die Halden. Das Erz wurde auf den Halden sortiert, im nahen Wäschebach gereinigt und dann mit Fuhren nach Westheim geschafft. Den Bewohnern von Oesdorf, Meerhof, Blankenrode und Westheim gab der Erzbau eine gute Verdienstmöglichkeit (beim Abbau des Erzes im Tagebau soll 1872 ein Schwert gefunden worden sein, das römischen Ursprungs ist).

Nach längerem Stilliegen erwarb eine Gesellschaft Strauß u. Mackenberg (Kassel-Marsberg) 1925 die Bleikuhlen. Es wurde sowohl im Tagebau als auch auf der ersten Sohle gewerkt, und in der Hauptsache sehr gutes Zinkerz (bis 27 % im Durchschnitt!) gewonnen. Das auf der Erzscheide mit dem Hammer gereinigte Erz fuhr man mit dem Wagen zur Bahn nach Westheim, von wo es nach Bergisch-Gladbach verfrachtet und dort verhüttet wurde. Der Betrieb war durchaus lohnend aber nachdem der Hauptgeldgeber der Gesellschaft im Jahre 1927 starb, legte Mackenberg die Gruben wieder still.

Die bis in die sechziger Jahre sichtbaren Stollen und sonstigen Schachtanlagen stammten aus dieser Zeit.

(Näheres bei K. Lippert, Geschichtliches über die Bleikohlen bei Blankenrode im Kreise Büren, Die Warte, H. 4, 1937, S. 69 ff)

Der Botaniker findet in dieser Gegend an den Haldenrändern eine reiche Pflanzenwelt (Galmeiveilchen, Frühlingsmiere, die seltene Hallersche Gänsekresse, Galmei-Traubenkropf, u. a. m.). Bei dem Galmeiveilchen (Viola guestphalica) handelt es sich um das einzige Vorkommen dieser Species überhaupt; Naturschutz, d. h. absolutes Pflückverbot!

Der Eggeweg führt nun in südl. Richtung und überquert auf einer Brücke die BAB Dortmund-Kassel. Etwa einen halben km hinter der Autobahnbrücke liegt am Eggeweg ein Erdrutsch, zugleich die auffälligste Naturerscheinung am Waldlehrpfad zwischen Blankenrode und Oesdorf. Auf etwa 150 m ist der Erdhang mit dem darauf wachsenden Buchenbestand den Hang hinab gerutscht, u. a. als Folge ergiebiger Regenfälle im Sommer 1965, die durch ihre Überschwemmung im Altenautal 7 Menschen das Leben kostete. Als weitere Gründe für den Bergrutsch kommen die Steilheit des Hanges und das Gesteinsmaterial des Untergrundes, tonige Cenomanmergel der untersten Schicht der Oberen Kreide, in Betracht.

An der rechten Seite des Weges liegt die Hohe Asche (436 m). Unser Weg verläuft (bei der am Waldrand gelegenen Schutzhütte zunächst bergauf) über die Stufenkante der schmalen bewaldeten Höhe, „Egge“ genannt, und durchquert Oesdorf. Hinter dem Ort wandern wir auf einem festen Wirtschaftweg steil empor und kommen südlich an einem Wasserbehälter vorbei und gehen in westlicher Richtung an dem Waldrand der Hohen Loh entlang. Dieser Weg bietet schöne Ausblicke ins Diemeltal, auf die schroffen Bergzungen der Südegge und auf die Briloner Höhen.

Nach einer ½ stündigen Waldrandwanderung (Achtgeben einige 100 m hinter den Häusern am Waldrand, wo der feste Wirtschaftsweg verlassen wird!) hat der Eggeweg bei der Maltzgrube die Feldflur von Essentho erreicht. Wir durchwandern sie in westl. Richtung etwa 20 Min. und gelangen zu dem Höhendorf des Sintfeldes Essentho, das dicht unter der Sintfeldstufe in zwei Quellmulden liegt.

Beim südlichen Dorfausgang, dem Forsthaus gegenüber, biegt unser Wanderweg scharf nach links ein, wir betreten den Mischwald der Haart (437 m). Der breite Fahrweg an der rechten Seite des Schlagbaumes ist der Königsweg, die Via Regia. Wir folgen diesem Weg und wandern nach etwa 200 m an den Einschnitten des felsigen Zechsteins vorbei durch den 5-6 m tief eingegrabenen Hohlweg, der einstigen Königsstraße, die bergan von einer senkrechten Felswand und hangabwärts von einem Wall gegen Abrutschgefahr eingefaßt ist. An dem Steilhang lassen sich die Verwerfungen des Zechsteins gut studieren.

Auf den letzten 500 Metern des Hohlweges fallen die Spezialfaltungen des Schiefergebirges (hier des flözleeren Karbons) besonders auf.

Würden wir den befestigten Weg links vom Schlagbaum gehen so brächte er uns zu einem großen Zechsteinbruch mit einer artenreichen Zechsteinflora. Der Ausblick vom Steinbruch ist überaus reizvoll. Deutlich werden die Umrisse der Landschaft sichtbar: der steile Stufenabfall, die Hochfläche des Sintfeldes. die steilen Bergzungen, gebildet von den Bachlaufen der Staubke und Rumeke, das Diemeltal bei Westheim, das Hoppeketal, das Waldecker Upland.

Der alte Heerweg zieht sich in einem gestreckten Halbrund an der Haart entlang. Wenn die Bäume nicht belaubt sind schauen wir über die weiten Plettenbergschen Forsten jenseits des Hameketales. In den Waldungen des Grafen von Plettenberg zeigen bemooste Steine eine frühere Grenze an zwischen dem Herzogtum Westfalen und dem Fürstbistum Paderborn (An der Südseite der Steine sind ein springendes Roß und auf der Nordseite das bischöfliche Wappen als Kreuz eingemeißelt).

Der Blick auf die Stadt Niedermarsberg mit ihren vielen sakralen und profanen Bauten hält uns vor der Höhe der Via Regia gefangen, erst recht der Kegelkopf der alten Eresburg in Obermarsberg.

Nach einem allmählichen Abstieg kommen wir zur B 7, die wir überqueren und zur Diemel hinabsteigen. Auf dem Uferweg erreichen wir in wenigen Minuten Niedermarsberg wo die Wanderung über den Eggeweg zu Ende ist. Wir finden hier Anschluß an das Wanderwegenetz des SGV.